Short Story: Wie ,,Corona“ unser Schicksal als Grenz-Bewohner in die Zeitung brachte …

Hallo Ihr Lieben!

Wie geht es Euch aktuell? Die Grenzen lockern sich, der langersehnte Regen benetzt unsere Bäume und Gärten und die ersten Meislein sind inzwischen geschlüpft! Eigentlich könnte alles sehr schön sein, …

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Philosophie / Tiere: Die bewegende Geschichte des ganz und gar nicht perfekten Miniponys Tarzan …

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Von draußen dringt die glockenhelle Stimme von Nessy, die zum Frühstück ruft, an mein Ohr. Verschlafen blinzle ich durch die offene Stall-Tür. Was sie wohl heute mitgebracht hat? Leckere Bio-Karöttchen. knusprige Baguettes, lauwarmes Porridge-Mash oder kerniges Müsli mit rote Beete und Apfelschnitzen? Oder doch nur ein Korb voll frisches, besonders aromatisches Gras, dass sie uns morgens an einer bestimmten Böschung, die nur sie kennt, pflückt?

Eine perfekte Welt! Ja, zugegeben, besser geht es kaum! Und  Ihr denkt jetzt sicher, Pony müsste man sein! Aber nee, Kinder, lasst mal, das kann auch ganz schön blöd sein, vor allem, wenn man mit der Geburt einen Stempel  bekommen hat: ,,Ausschuss“! Aber von vorne …

Wie ich zur Nessy gekommen bin? Kinder, fragt mich was leichteres!

Sie weiß nicht soviel über mich, und ich weiß es auch nicht mehr so genau … Wie so vieles im Leben! Meines jedenfalls hat in Holland begonnen. Nee, nicht wie Ihr denkt! Nix Käse, Windmühlen und Holzpantoffeln. Dort werden nämlich auch viele Pferde gezüchtet. Tolle Pferde! Große und schöne und kleine  und schöne … Und manchmal, ja manchmal ist auch eines dabei, das nicht ,,sooo schön“ geraten ist.

Sozusagen ,,Pony-Ausschuß-Ware“! So wie ich… Während meine Brüder und Schwestern unserem Züchter für tausende von Euro von verzückten ,,Mini-Pferde-Käufern“ aus den Händen gerissen wurden, fiel ich bei jeder ,,Prüfung auf Gesundheit“ schon von weitem durch.

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Lissy und Tarzan warten auf Spaziergänger mit Leckerlis

Mit meinen X-Beinen, meinem langen, oft juckenden Fell und meinem Auge, das sich gerne irgendwie verklebte, weil ich mich dort einmal verletzt hatte, wollte mich niemand haben. Ab und zu wurde versucht, mich etwas mehr zu pflegen, damit mich irgendjemand mitnehmen würde, aber die Händler ahnten natürlich immer sofort, dass ich sie mehr Mühe und Geld kosten, als Geld bringen würde. Irgendwann wurde ich dann einfach einem von ihnen, quasi als ,,Dreingabe“,  mitgegeben…  Glück im Unglück. Denn mit solchen ,,Ladenhütern“ wie ich einer war, wurde nicht lange gefackelt, die Pferdetransporte nach Belgien sind normalerweise die Option, die dann eintritt … Dort gibt´s noch eine letzte Chance auf einem Pferdemarkt und wenn dann keiner kauft, der dem Pferd doch noch eine Chance gibt, wird der Rest von … Schluck! Lassen wir das!

Mir blieb dieses Schicksal – Gott seis gedankt – erspart! Widerum als ,,Dreingabe“  landete ich in einem kleineren Reitstall, wo es eigentlich gar nicht mal so schlecht war. Immerhin gab es ordentlich Futter. Aber ich war einer von vielen und da ich weder besonders anhänglich noch hübsch, aber wenigstens brav war, sollte ich als ,,Geburtstagsfeier“ und Kinderpony herhalten. So kam es, dass viele Kinder, schreiend und hyperaktiv, wie sie eben waren, relativ ungebremst auf meinem nicht so starkem Rücken herumturnen durften. Eine Weile konnte ich das ganz gut erdulden, obwohl es sich oft schmerzhaft anfühlte. Ich bin ja nur etwa 80 cm ,,groß“ , da ist das Gewicht, das ich aushalte, recht rasch erreicht, aber das wissen ja die Kinder nicht! Mit der Zeit fiel es mir jedoch immer schwerer, zu tun, was von mir verlangt wurde, so sehr ich mich auch bemühte, mir nix anmerken zu lassen! Ich wußte ja, dass ich unbedingt funktionieren musste und niemand schien mein Leiden zu bemerken … So versuchte ich tapfer, meine ,,Arbeit“ ohne irgend jemand zu verletzen, weiter zu verrichten. Allerdings kam es  immer öfter vor, dass mein Rücken  so sehr schmerzte, dass ich nicht mehr gerade laufen konnte oder meine häufigen entzündeten Wunden sichtbar durch das Fell nässten, worauf ich, wenn die Eltern der kleinen Prinzessinnen und Prinzen, die so verrückt nach ,,dem Kleinen!“ waren, dies bemerkten, ärgerlich wieder einmal als ,,unbrauchbar“ in den Stall verfrachtet wurde.

 

Ob es ganz genau so war, weiß ich nicht mehr. Aber so ähnlich muss es sich zumindest abgespielt haben …

Ich fing an, nicht mehr so gut zu fressen, was aber wegen meinem dicken Fell nicht auffiel.  Allerdings fing mein Besitzer an, wegen der vielen ,,Mängel“, die ich nun einmal aufwies, über Konsequenzen ,,des Erlösens“ wie er es nannte, nachzudenken … Aber irgendwie brachte er das, wie er einmal zu seinem Kumpel meinte, auch ,, im Moment“ nicht übers Herz … So ging das Spiel jedesmal von vorne los … Kaum ging es etwas besser, wurde schon dem Drängen der schreienden Kinderschar, die regelmäßig in meinem Stall  einfielen, nachgegeben, gerade auf MIR sitzen zu wollen. Ich sein schließlich nicht so hoch und man können sich zur Not mit den Füßen abstützen… Au weiha! Wenn ich nur dran denke …

Eines Tages war eine Familienmesse in der nächsten größeren Stadt, wo auch mein Besitzer für seinen Reitstall einen Werbestand aufbauen würde.

Und weil ich wieder einmal ,,unpässlich“ war und ein wenig humpelte, hielt man es für eine klasse Idee, dass ich mich wenigstens als Ausstellungsstück nützlich machen könne, weil ich ja, dank meiner  Mini-Größe, irgendwie schon ganz niedlich  aussah.

Am Anfang fand ich auch die Aufmerksamkeit der Kinder ganz schön, die mit glänzenden Augen, sobald sie mich erblickten, zu meinem Paddock kamen, ihre  Händchen nach mir ausstreckten und mich erhaschen wollten, um mich zu streicheln. Aber sie hörten einfach nicht auf! Stunde um Stunde, den ganzen Tag lang, tatschten sie mich ohne Unterbrechung durch das Gitter an und fassten mir dabei oft in die Augen oder an meine entzündeten Stellen, die unter dem Fell versteckt waren!  Autsch! Das konnte ganz schön wehtun! Und da geschah es! Ehrlich Leute, heute noch schäme ich mich dafür! Denn was ich jetzt tat, macht man nicht! Auch nicht in Notwehr! Das verbietet der Pony-Ehrenkodex unter allen Umständen!

Okay, ich spreche es aus! Gerade hatte ein etwa siebenjähriges Mädchen mit ihren Fingernägeln mein linkes Auge recht unsanft gestreift und war nun dabei, nach meinen Schopf zu krallen. Aus den Augenwinkeln sah ich ihre Hand direkt über mir … Da geschah es!  Ich schnappte nach ihr!  Uhh! Das hatte ich noch nie getan! Ehrlich! Ich kann einfach nicht sagen, warum und wieso ich das damals tat!  Schließlich hätte ich das nie von mir gedacht oder es gewollt. Es war wirklich absolut schrecklich! Sie schrie und schluchzte, obwohl ich eigentlich nicht wirklich zugebissen hatte, sondern eben nur – geschnappt!  Das konnte doch unmöglich soo weh getan haben! Oder doch? Was hatte ich getan? Am liebsten wäre ich im Boden versunken! Ich machte mich auf ein kräftiges Donnerwetter gefasst, aber natürlich galt die Aufmerksamkeit meines Besitzers  in diesem Moment allein der kleinen Schreierin, die  – Gott seis gedankt –  tatsächlich nur mit einen Schrecken davongekommen war.  Danach wies er, zu ihrer Mutter gewandt, auf das Schild, auf dem unmissverständlich stand, dass das ,,Berühren des Ponys“ eigentlich verboten gewesen war!

Als die beiden wieder weg waren,  hoffte ich fast, dass  mir mein Besitzer nun seine Meinung über meinen ,,Biss“ unmißverständlich mitteilen würde – aber – nicht einmal das schien ich ihm noch wert zu sein! Ich stand ich nur noch da, wie ein Häufchen Elend, enttäuscht über mich selbst! Ich war wirklich  am absoluten Tiefpunkt angelangt. Meine letzte Trumpfkarte, nämlich die, wenigstens ,,ein ganz Braver“  zu sein, hatte ich hiermit verspielt. Mich würde niemand mehr wollen …

Bis jetzt hatte ich noch alles um mich herum mit einer gewissen Neugier beobachtet, aber nun war ich so traurig und erschöpft von dem ganzen Stress, dass ich meine Umwelt kaum noch wahrnahm. Sollten sie doch auf mir herumtatschen!  Das würde, wenn überhaupt, meine letzte Chance sein, zu zeigen, dass ich auch das aushalten konnte, wenn es unbedingt sein mußte. Nein, das Leben ist nun einmal kein Ponyhof, obwohl, besonders ich, mir das immer gewünscht hatte!

So bemerkte ich auch nicht, dass unter den ,,Zuschauern“ zwei waren, die mich prüfend beobachteten und dann mit meinem ,,Chef“ ein Schwätzchen hielten… Zwei, durch die sich mein Leben komplett verändern würde!

Es war eine Frau mit einem jener kleinen Kinder, von denen mir viele in der Vergangenheit oft so zugesetzt hatten. Ich wußte auch noch nicht, dass dieses Kind ganz anders war und dies niemals tun würde, sondern mich stets liebevoll und mit Ehrfurcht behandeln würde! Natürlich wisst Ihr, wen ich meine, denn Ihr kennt sie auch!  … Nessy, die  mit ihrem kleinen Sohn vorbeikam und die, wie ich später noch merken sollte, bekanntermaßen auf alles fliegt, was vier Beine hat! Natürlich entgingen ihren seit früher Kindheit pferdisch geschulten Augen solche versteckten Mißstände nicht!

Zunächst merkte ich, dass ich, was ich nach meinem schrecklichen Verhalten schon befürchtet hatte, nach Ende der Messe tatsächlich nicht mehr zu dem kleinen Reitstall zurückkehrte. Wenn auch nicht allzu lange, so war er doch meine Heimat mit Freunden geworden. Nun war es also ,,vorbei“!

 

Als wir an dem fremden Ort, von dem ich Schreckliches erwartete, angekommen waren und ich ausgeladen wurde, sah ich – oh Wunder –  zuerst zwei dieser unendlich gut gepflegten, stolzen Miniponys mit langer Mähne und seidigem Fell, die mich an meine erste Heimat und meine Brüder und Schwester erinnerten. Hatte sie etwa das gleiche Schicksal ereilt? Was war geschehen? Auch mein Besitzer, der mich an einem alten Strick hielt, der nichts mit den Lederhalftern der beiden Schönheiten gemein hatte,  schien überaus erstaunt! Er blickte sie mit offenen Mund an und stammelte: ,,Wow, die sind die aber wirklich ma gepflegt! Kumpel, du hast es gut getroffen!“  Dann gab er mir einen Klaps, nahm die wohl sehr gute Bezahlung in Empfang und rauschte mit seinem klapprigen Hänger vom Hof.

Was würde mich denn nun erwarten? Ich war ziemlich verwirrt! Nessy, die ich damals ja noch nicht kannte, redete  freundlich mit mir und wollte mir eine Möhre geben, die ich aber vor lauter Aufregung und Angst nicht fressen wollte. Zu Recht! Denn dann wurde ich zu einem Waschplatz gebracht und  zum ersten Mal in meinem Leben gewaschen! Zuerst war das Wasser im Schlauch ja noch warm, aber dann wurde es eiskalt! Brrr! Aber, oh Wunder! Sie rieb mich im Anschluß mit einer Tinktur ein, die mein Jucken, an dass ich schon fast nicht mehr gedacht hatte, tatsächlich fast sofort stoppte! Zudem trocknete mich die warme Sonne und der kleine Sohn von Nessy nahm meinen Stick und führte mich zu saftigem Gras!  Das war herrlich! Danach durfte ich n´mich in eine große Box voller Sägespäne, Heu und Äpfel ausruhen.

Und erst jetzt begriff ich es richtig! Ich würde nicht … Ihr wisst schon! Diese Menschen, die wohl meine neuen Besitzer waren, schienen tatsächlich lieb zu sein! Mit fiel ein Stein, nein, ein richtiger Felsen vom Herz, denn für mich würde nun ein neues Leben beginnen! Nicht nur, dass ich erst einmal nicht ,,arbeiten“ musste und es hier viel zu entdecken gab! Es gab ja auch Kumpels wie mich! Allerdings machten sie mir ganz schön Angst, weshalb ich mich lieber an Nessy und deren großen, aber sehr sanften Wallach Ernie hielt! Denn ich bin schließlich jemand, für den es auf die inneren Werte ankommt und  Äußerlichkeiten wie Körpergröße oder Schönheit keine Rolle spielen!

Damit ich  auch schlechtem Wetter toben konnte, gab es eine überdachten Reithalle und mein neuer Pferdekumpel Ernie half mir, wenn die anderen mir was anhaben wollten! Jeden dritten Tag wurden meine Wunden gespült und das Fell eingesalbt … Anfangs fand ich das alles noch ziemlich  lästig, doch Nessy ließ sich davon nicht beirren! Liebevoll pflegte sie mich und ihr kleiner Sohn (mein neuer, offizieller Besitzer) schaute mich meist mit großen Augen bewundernd an!  Obwohl mein Rücken voll sichtbarer Wunden war, nachdem Nessy die Krusten gelöst und den Eiter abgewaschen hatte, nannte er mich ,,ein wunderschönes Pferd“. Mich! Wow! Ich fühlte mich zusehends wohler. Bald waren meine Wunden verheilt.

Und siehe da -mit einem passenden Sattel und einem dicken Polster tat mir nix mehr weh und ich ließ ich den kleinen Sohn von Nessy fröhlich auf mir reiten! Beide hatten wir viel Spaß und sogar kleine Hindernisse konnte ich überspringen! Einmal gewannen wir sogar den dritten Preis in einem Reiterwettbewerb! Tja Freunde! Auch mit X-Beinen geht das!

Aber irgendwann war ,,Sohnemann“, wie Nessy ihn nannte, zu schwer, und zugegeben war mir in dieser Zeit schon manchmal etwas langweilig, obwohl ich eine ,,Nanny“ hatte, die mich immer mitnahm, wenn sie mit ihren Kindern spazieren ging und manchmal ein Junge zu mir kam, der vorhatte, ein Zirkuspony aus mir zu machen … wegen meiner schnellen Auffassungsgabe! Tja, da staunt ihr, oder?  Zwar wurde ich einmal am Tag nach draußen gelassen, aber so richtig ausgelastet war ich nicht! Denn was sind 3 oder 4 Stunden auf der Koppel eine Stunde im Wald, wenn man den Rest vom Tag in einer 6×3 Meter großen Box steht? Na ja, nix ist perfekt und sonst war ja auch alles okay…

 

Aber dann kam tatsächlich eines Tages noch eine Überraschung! Bei einem Spaziergang, fiel mir auf, dass Nessy ungewöhnlich aufgeregt war. Wir machten Halt an einer riesigen Weide mit Boxen und einem Unterstand. Schon vorher hatte mich Nessy ein paarmal hierhergebracht und so dachte ich mir nix dabei. Nur wunderte mich, dass auch die anderen Pferde von Nessy, allen voraus mein Kumpel Ernie, da waren! Und an diesem Abend brachte sie mich nicht mehr in meine alte Box…

Und seitdem leben wir auf einem richtig großen Grundstück am Waldrand,  auf dem wir  immer draußen sein dürfen, wenn wir wollen!

Ich hatte übrigens als erster das besondere Privileg, mich völlig frei bewegen zu können, weil ich so klein bin, dass ich unter allen Zäunen durchschlupfen kann, wenn ich den kurzen Stromschlag aushalte, den ich dann manchmal abbekomme.

 

Und heute?  Bin ich ein kleiner Opa … Nee, noch nicht wirklich. Aber meine Knochen sind doch schon ein wenig abgenutzt! Ihr wisst ja – ich habe X-Beine, da geht das mit der Abnutzung leider noch schneller! Manchmal, vor allem morgens, wie jetzt, tun sie doch ein bisschen weh und es braucht eine Zeit, bis ich in die Gänge komme! Aber dann strecke ich mich und dehne mich, stakse ich erst ein wenig herum und plötzlich sind die Schmerzen wie weggeblasen, vor allem wenn Nessy, wie jetzt, mit dem Frühstück kommt!

So come on!  What shalls?  Ich liebe ich mein Leben! Besonders mag ich Leckerli und Spaziergänge. Und Schmusen mit meiner manchmal auch zickigen Freundin Lissy ist auch toll! Der Ernie wurde ja leider verkauft … wie das Leben so spielt. Allerdings hat mir Nessy gesagt, dass auch er es auch sehr gut hätte. Er hat jetzt gleich vier Freundinnen (dieser alte Macho!) Aber ,,meine“ Lissy ist auch eine Lustige, kann ich Euch sagen! Immer für einen Schabernack gut. Soll ich Euch erzählen, wie wir zusammen ausgebüchst sind? Naja, ein andermal vielleicht! Denn jetzt muß ich endlich schauen, was die Nessy so mitgebracht hat! Es sieht aus, als wäre es  – tatsächlich! Getrockneter Kranzkuchen! Mein absolutes Lieblingsgebäck! Ach, eins noch!

Lissy  hat nämlich den Vorteil, wunderschön zu sein.  Jeder verliebt sich sofort in dieses braun-schwarze, edle Pferd mit der gleichmäßigen Blässe … Aber soll ich Euch was verraten? Wenn ihr ganz genau hinschaut, sehr Ihr, dass ihr eines Bein  ein wenig nach innen verdreht ist… Nur ganz leicht, einen Hauch, sozusagen. Aber Nessy ist sogar froh darüber! Glaubt Ihr nicht? Oh doch! Es ist nämlich so: Nie hätte sie so ein Pferd kaufen können, wenn, ja, wenn es nicht vom Züchter als junges, ungerittenes Pferd relativ günstig abgegeben worden wäre. Denn man hatte schließlich nicht wissen können, ob sie ,,für den Sport taugt“  – mit diesem Bein! Und so konnte Nessy dieses Pferd kaufen, was sicher nicht geklappt hätte, wenn der Fuß nicht diesen kleinen Makel gehabt hätte…. und ich hätte heute keine ,,beste Freundin“, die, wie ich, einmal  (fast) ,,Ausschuss“ war!

 

Denn wenig  ist perfekt in unserer Welt! Ich frage mich immer öfters, warum die Menschen denken, dass es das immer unbedingt sein müsste! Sobald sie einen noch so kleine Makel an etwas entdecken, muss sofort das Ganze eliminiert  und durch etwas Perfektes ersetzt werden! Dabei kommt es in oft auf etwas ganz anderes, als auf den vermeintlichen Makel an!

Wäre es in vielen Fällen nicht mindestens genauso gut, die Perfektion darin zu finden, auch nicht perfekte Dinge einfach anzunehmen und so zu händeln, dass man gerade darin das Glück findet, etwas ,,daraus gemacht“ zu haben? Liegt ,,Perfektion“ nicht oft sowieso nur im Auge des Betrachters?

In diesem Sinne grüßt Euch ganz herzlich,

Euer nicht ganz so perfektes Minipony Tarzan!

 

 

Reise / Mode : Impressionen und Infos aus dem Strandstädtchen ,,Le Touquet Paris-Plage“, Look of the Week

Hallo Ihr Lieben!

Der Wind zerrt an meinen Haaren und schießt tausende kleiner Sandkörner auf die Haut meiner Unterschenkel, während sich die Wellen, melancholisch und kraftvoll zugleich, am Ufer brechen, um danach sanft auf den Strand zu laufen, bis ihre Kraft schließlich versiegt und sie den Rückzug antreten. Dazu kreischen die Möwen, die, die ich eben noch, sich am warmen Sand aufwärmend auf dem Boden sitzend sah, haben sich in die Lüfte erhoben, kreisen über das Watt auf der Ausschau nach Eßbaren und kommen schließlich, mehr oder weniger erfolgreich, zurück … Manchmal schreien sie lauthals, ein andermal sind sie still und müde – und irgendwie kommt mir das bekannt vor!

Aber hier, an dem riesigen Watt – Strand von ,,Le Touquet“, den ich heuer zum ersten Mal sehe und dessen Ausmaß mich erstaunt, bietet sich dem Auge weit mehr, wenn man sich nur ein wenig umschaut! Strandsegler, wie neben den Vögeln  auch diese seltsamen Gefährte mit Segeln und Rädern genannt werden, fahren nahezu lautlos wie aus dem Nichts und mit atemberaubender Geschwindigkeit plötzlich an einem vorbei… Aber auch Reiter mit ihren Pferden verschiedenster Größen und Rassen galoppieren über der Sand am Meer entlang, dass das Wasser und der Sand nur so nach links und rechts geschleudert wird. Als sie dicht an mir vorbeikommen, meine ich, das Leuchten in den Augen der Zwei- und auch der Vierbeiner zu erkennen und werden fast ein wenig neidisch…

 

Aber schnell vergesse ich meine Sehnsucht nach dem Pferderücken, denn die Natur bietet heute all ihre Schönheit auf, um meine Laune zu heben! So erscheint mir mein Wunsch, jetzt reiten zu wollen, dann auch ein wenig lächerlich ob der Alternativen, die sich mir bieten an jenem wunderschönen Tag in der Normandie!

Immer wieder gleiten meine Blicke auf den Sand, wo sich eine ganz eigene Welt verbirgt… So leben dort Wattwürmer, die kleine Haufen von Sand auftürmen. während sie den Sand nach Nahrung absuchen…

Muscheln, deren verschiedene Muster und Farben dem Auge schmeicheln, laden zum Sammeln ein, wie auch sogennannter Schulp, weiße, mit Lamellen durchsetzte ovale Kalkschollen, die für den Auftrieb der Tintenfische verantwortlich sind und nach deren Ableben an Land gespült werden… Algen verströmen ihren typischen Duft und wenn man hinein tritt, fühlt sich das irgendwie unangenehm an, obwohl sie natürlich weich sind… während ich ohne Probleme über die pieksenden Muscheln, die zum Teil doch ein wenig scharfkantig sind, laufe…  So sieht man einmal mehr das Paradoxon der menschlichen Psyche.

Verschiedenste Arten von Wassersport haben hier gerade Hochkonjunktur, nicht zuletzte Dank der schon im Juli relativ bewegten See. Kitesurfer flitzen über die schäumenden Wellen, andere stehen oder knien auf Boards ohne Hilfe der bunten Segel, die gleich auferstandenen Meeresgeister, über den Himmel tanzen…

Doch irgendwann, hat sich der untere Rand meiner Jeansshorts mit Wasser vollgesogen und legt sich kalt und klamm um meine Oberschenkel… Und meine Augen schmerzen, da die Sonnenbrille den Wind nur unzureichend abhalten kann… Mit anderen Worten, es ist an der Zeit, umzukehren und sich zurechtzumachen  – für ein leckeres Abendessen in einem der schönen Restaurants im gediegenen See-Ambiente mit Tiffanyglas an der Decke und Seemotiven an den Wänden…

,,Le Touquet Paris Plage ist ein kleiner Ort mit knapp 5000 Einwohner im Norden Frankreichs, knapp 3 Stunden Autofahrt von Paris entfernt…

Den Ort gibt es erst seit Anfang des vorherigen Jahrhunderts, als auf die Dünen von einem ein Wäldchen als Ort des Rückzugs gepflanzt wurde… Anfangs wurde der Ort vor allem von Engländern besucht, aber schnell entdeckten die reichen Pariser das ständig wachsende Örtchen für sich und bauten wunderschöne Villen, in denen sie sich am Wochenende erholen konnten… Übrigens besitzt auch Emmanuel Macron, der französische Staatspräsident, mit seiner Frau Brigitte ein Haus in der Avenue Saint-Jean… “

so erzählte uns die nette, lustige Französin, die unser Bimmelbähnchen durch den relativ kleinen, aber feinen Ort lenkte…

Die Kulinarik kommt an diesem kleinen, aber feinen Örtchen nicht zu kurz und wartet mit viel frischem Seegetier, aber auch kleinen Leckereien aus der Patisserie auf!

In der Tat hat ,,Le Touquet“ den Charakter eines alten Seebades und der Charm des ,,Ancien Ciecle“ ist, obwohl erst Anfang des 20. Jahrhundert erbaut, doch noch deutlich spürbar…

,,Le Touquet erhebt sich mit seiner melancholischen Ehrlichkeit und rauhen Schönheit  über die von ständigem Sonnenschein begleitete ordinäre Fröhlichkeit des Mittelmeeres …“

so sah es der beste Ehemann von allen, als er am ersten Abend, müde von der ungewohnten klaren Seeluft, in die Kissen sank…

Ich denke, das trifft es ganz gut, auch wenn wir uns natürlich auch manchmal zu dieser ,,ordinären Fröhlichkeit“ hingezogen fühlen…

Und was kann ich mir wieder ´mal nicht verkneifen, wenn ich diesen wunderschönen Strand vor mir sehe und diese Luft einatme, die einen sofort erfrischt und abenteuerlustig macht? Natürlich… Ihr habt es erraten. Schon am zweiten Tag bin ich gegen Abend in wunderschönem Licht an den Strand gezogen, um einpaar Bilder von mir machen zu lassen! Übrigens hat sie Sohnemann gemacht und ich finde, er hat wirklich schöne Momente eingefangen… Übrigens hat er mittlerweile einen YouTube-Kanal, auf dem er Euch ,,Le Touquet“  in Kürze mit jugendlicher Frische auch im bewegten Bild zeigt… ( Kanalname: Jean-Luc Wagner ).

Viel Spaß mit unseren Bildern! Übrigens könnt Ihr darauf klicken, um sie besser zu sehen und die Bilder vom Meer und dem Ort haben auch eine Beschreibung!

Nun wünsche ich Euch noch viele wunderschöne Sommertage! Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir Eure Sommer-Erlebnisse in den Kommentaren berichtet, egal ob im Urlaub oder daheim…

Bisous aus Le Touquet,

Eure Nessy

Mein Look: Der Schwarz-weiß-Look hebt sich gut vom Beige des Sandes ab und macht mich mit meiner leicht gebräunten Haut im Sommer auch nicht zu blass! Dieses Sweatshirt hat an ein eingenähtes Blusentop, das auch unter dem Reißverschluß am Hals hervorblitzt… dazu eine Lederhose, die den Wind und Sand abhält…  

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Wo ist vorne und wo ist hinten…?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pferde: Der Wallach Ernest …

Hallo Ihr Lieben!

Da ich, wie Ihr vielleicht wisst, gerade mit dem Schneiden von Fashion Week Filmen beschäftigt bin, lasse ich heute einmal wieder den Wallach ,,Ernest“ zu Wort kommen…

,,Okay, seit kurzem höre ich hier dauernd ,,Fashion Week“ hier, ,,Fashion Week“ da …  Dabei gibt es doch wirklich wichtigeres im Leben! Der G20 Gipfel zum Beispiel! Nein, keine Angst, ich werde jetzt nicht politisch! Aber ich habe mir gedacht, weil dieses Mode-Gedöns nicht jedermanns-und -fraus Sache ist, biete ich Euch zwischenzeitlich einfach einmal eine kleine Entspannung ,,auf pferdisch“ an, anstatt von Termin zu Termin zu hetzen, wie es diese Modemenschen tun! Ich dachte da an einen kleinen Ausritt mit mir…  Keine Angst, Ihr dürft ruhig aufsteigen! Ihr wisst, dass ich da als Pferd  um einiges vernünftiger bin und ich nur die in den Sand befördere, die es verdient haben! Und dazu gehört Ihr doch nicht, oder? Also, nur Mut! Ihr werdet sehen, wie toll sich das anfühlt!

Ach übrigens: Leider ist Nessy in dem Film etwas heiser, normalerweise ist ihre Stimme nicht ganz so ..ähm“, sagen wir einmal: ,,rauh“!

Also, aufsteigen und los geht´s  mit dem fünfminütigen  Reiterglück!

 

So, auch ich wünsche Euch viel Spaß bei dem Video, bis bald!

Big Hugs, Eure Nessy

Pferde / Psychologie : Gestatten, Ernest mein Name… Über die Kommunikation mit Menschen!

Hallo Ihr Lieben,

unser Wallach Ernie ist ein echter Freigeist! Er versucht tatsächlich, wie noch kein anderes Pferd es je vorher getan hat, mit mir zu kommunizieren. Er stubst mich in die richtige Richtung, nimmt Blickkontakt auf, deutet mit seinen Kopf in die Richtung, wo eine Bremse sitzt, damit der Mensch sie verjagen kann und kann, wenn es sein muß, auch manche ungenügend gesicherte Verriegelungen aufbekommen,…

Wenn er könnte, würde er die Welt verbessern! Deshalb leihe ich ihm heute meine Stimme, damit er Euch einmal erzählen kann,was er so auf seinem Pferdeherzen hat… „Pferde / Psychologie : Gestatten, Ernest mein Name… Über die Kommunikation mit Menschen!“ weiterlesen

In eigener Sache: Mein Blog wird erwachsen! Aus Happinessygirls wird jetzt Salutary Style…

Hallo Ihr Lieben!

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Manche Dinge sind so alt, dass man sich von ihnen trennen muß… Hier der Orginal Schädel eines T-Rex in einer Sonderausstellung im Berliner Naturkundemuseum. Ehrlich gesagt, hatte ich das dringende Bedürfnis, zwischendurch in Berlin , als ich dort zur Fashion Week war, etwas zu machen, was nix mit Mode zu tun hatte…

Ja,, ich habe mich entschieden!  Ich möchte nun einsteigen…  Peu à peu in die Welt der ,,erwachsenen“ Blogs. Mit neuem Outfit und kleinen Änderungen, aber immer noch in der mir eigenen, authentischen, witzigen, manchmal auch versteckt kritischen Manier… „In eigener Sache: Mein Blog wird erwachsen! Aus Happinessygirls wird jetzt Salutary Style…“ weiterlesen

Faszinierende Menschen: Wiedersehen mit Monty Roberts Teil 3 – Verfeinertes Vorgehen beim Verladen, Tipps und Tricks, Ausblick

Hallo Ihr Lieben,

Am  jenem 21. April hatte ich das Glück, eine der wenigen lebenden Legenden persönlich zu treffen. Dieses Zusammenkommen war derart intensiv, dass ich nun, nach Sichtung von ca 200 Bildern, vielen Skizzen und Mitschriften zu dem Schluss gekommen bin, einen Dreiteiler daraus zu machen. Zusätzlich könnt Ihr gerne noch den Artikel über ihn von meinem Zusammentreffen 2009 lesen, den ich Euch hier verlinkt habe.

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Vor gut zwei Wochen veröffentlichte ich Teil 1: Übersicht,  Einführung , Vorstellung seiner genauen Vorgehensweise am Beispiel  eines Norwegers, der innerhalb 20 Minuten problemlos einen Reiter auf seinem Rücken toleriert, obwohl vorher noch nie ein Mensch auf ihm gesessen hat!

vor einer Woche dann Teil 2: Angst vor der Schermaschine, persönliches Treffen mit Monty, der Puschel-Tinker mag den Hufschmied nicht…

und heute dürft Ihr Euch auf den letzten Teil – 3 freuen: Zwei Pferde hassen den Pferdehänger, verfeinertes Vorgehen beim Verladen mit neuen Tricks, Ausblick

Also, los gehts! „Faszinierende Menschen: Wiedersehen mit Monty Roberts Teil 3 – Verfeinertes Vorgehen beim Verladen, Tipps und Tricks, Ausblick“ weiterlesen

Ausflug zur Reitanlage Haferfeld am Tag der offenen Tür

Hallo Ihr Lieben!

Mit großen Augen beobachtet ein etwa fünfjähriges Mädchen mit süßen Locken von der Straße aus eine Kolonne aus Kindern und Erwachsenen, Pferden und Ponys in allen Größen, die sich gerade aufmacht, um einen kleinen Spazierritt  in die nähere Umgebung zu unternehmen.

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Auf geht´s zu einem kleinen Ausflug, Selbst die Kleinsten fühlen sich auf den gut ausgebildeten Schulpferden wohl…

„Ausflug zur Reitanlage Haferfeld am Tag der offenen Tür“ weiterlesen

Faszinierende Menschen: Wiedersehen mit Monty Roberts Teil 2

Hallo Ihr Lieben,

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heute zeige ich Euch, wie es an jenem Abend mit Monty weiterging… Für die, die den ersten Teil nicht gelesen haben und heute gleich einsteigen möchten, schreibe ich noch einmal kurz, worum es eigentlich geht…

Am  jenem 21. April  vor knapp zwei Wochen hatte ich das Glück, eine der wenigen lebenden Legenden persönlich zu treffen. Dieses Zusammenkommen war derart intensiv, dass ich nun, nach Sichtung von ca 200 Bildern, vielen Skizzen und Mitschriften, zu dem Schluss gekommen bin, einen Dreiteiler daraus zu machen. Zusätzlich könnt Ihr gerne noch den Artikel über ihn von meinem Zusammentreffen 2009 lesen, den ich Euch hier verlinkt habe.

Vor einer Woche veröffentlichte ich Teil 1: Übersicht,  Einführung , Vorstellung seiner genauen Vorgehensweise am Beispiel  eines Norwegers, der innerhalb 20 Minuten problemlos einen Reiter auf seinem Rücken toleriert, obwohl vorher noch nie ein Mensch auf ihm gesessen hat!

Heute kommen wir zu Teil 2: Angst vor der Schermaschine, persönliches Treffen mit Monty, der Puschel-Tinker mag den Hufschmied nicht… und dann dürft Ihr Euch noch

nächste Woche auf Teil 3 freuen: Zwei Pferde hassen den Pferdehänger, verfeinertes Vorgehen beim Verladen mit neuen Tricks, Ausblick.

 

So, steigen wir gleich mit dem zweiten Fall des Abends ein, nachdem Ihr nun schon ein wenig über die Vorgehensweise und die Grundprinzipien von Monty Roberts erfahren hat. Immerhin gilt er als einer der Vorreiter einer besonders schonenden Herangehensweise bei der Ausbildung und Korrektur von Pferden und hat dabei sehr einfache und effektive Methoden entwickelt   …

Fall 2: Pferd mit  Angst vor der Schermaschine…

Nach dem freundlichen Norweger wurde ein sehr hübscher Rappwallach, der auch schon im Sport eingesetzt worden war, in den Round Pen geführt.

Monty Roberts
Nachdem die große Angst des Rappen vor der Schermaschine demonstriert worden war, wurde anfangs wieder fast gleich vorgegangen wie bei dem Norweger. Diesmal  wurde die Prozedur von einem der Mentoren durchgeführt. Monty wollte damit zeigen, dass seine Methoden nicht nur von ihm angewandt werden können. Herumführen, Freilassen, Wegschicken in beiden Richtungen, vier Signale, Join up, Berühren am ganzen Körper… Auf dem Bild sieht man, wie der Mentor gerade das Dually -Halfter etwas lockert.
Join up, Monty Roberts
Vorbereitung auf das Join Up. Das Pferd wird noch weggeschickt, man sieht aber deutlich, wie das Pferd bereits den Kopf senkt. Die anderen 3 Signale (Zirkel verkleinern, Ohr auf Mensch richten, Lecken und Kauen) müssen auch erfüllt sein, bevor man das ,,Join Up“ versuchen kann. Das ist der Moment, indem das Pferd dem Mensch freiwillig folgt. Der Mensch dreht ihm zur Einladung die Schulter zu, macht sich etwas klein, nimmt den Arm an den Körper und schließt die Hand zur Faust
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Der Wallach wurde im Rahmen des Gehorsamstraining nach dem Join up wiederholt dazu gebracht, rückwärts zu gehen.
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Danach wurde der Körper immer wieder von allen Seiten berührt.  Erst mit der Hand, dann mit Stöcken mit raschelnden Puschel daran.
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In der Zwischenzeit erzählte Monty, dass es nützlich sei, bei einem solchen Pferden ein Radio, bei dem das Rauschen zwischen den Sendern eingestellt worden war, an der Box anzubringen, damit es sich an dieses ähnliche Geräusch gewöhnen könnte. Er ließ während dessen eine Elektrozahnbürste laufen… Als nächstes kam diese dann an einem Stock festgebunden am Pferd zum Einsatz. Zuerst wurde es nur damit massiert, dann wurde sie angeschaltet. Der Rappe war zwar ein wenig angespannt, tolerierte das Procedere aber, weil er zu allen drei Menschen im Round Pen Vertrauen aufgebaut hatte.

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Danach wurde es spannend! Bis jetzt hatte der Rappe alles gut mitgemacht! Wieder wurde er herumgeführt und berührt, jetzt wurde aber die Schermaschine in seiner Nähe angeschaltet. Nur ein kurzes Aufschrecken, bevor er sich rasch wieder beruhigte. Dann lief der Helfer mit der Schermaschine vor ihm her und – tatsächlich – der Rappe folgte ihm…dem Träger des ehemaligen Grauens! Dann wurde das Pferd wieder angehalten. Er wurde nun fortwährend am Hals und Rücken gestreichelt, die Schermaschine in unmittelbarer Nähe, bis sie ihn schließlich berührte. Nicht so ganz behaglich für den Rappen, aber er tolerierte es!  Der Auftrag an Monty und sein Team war erneut ausgeführt worden!

DSCN2065 Ein zufriedener Monty veließ den Ring, nun war Pause. Schnell bewegte ich mich in Richtung Signiertisch. Es war lange her gewesen, dass Monty und ich uns unterhalten hatten. Ob er mich wohl wiedererkennen würde?  Wir hatten zwar damals einen ganzen Tag miteinander verbracht, aber es waren ja noch seine ganze Crew und die anderen Pferdebesitzer anwesend gewesen. Trotzdem hatte ich damals mit ihm intensive Gespräche über meine Pferde geführt und seine Tipps gierig aufgesogen! Nun zögerte er kurz, dann lachte er mich fröhlich an und konnte kaum glauben, dass schon acht Jahre seitdem vergangen waren!

Das letzte Mal, 2009, hatte er gerade viel abgenommen gehabt, war etwas blass gewesen…

Erleichtert stellt ich fest, dass er nun wieder wesentlich besser aussah, obwohl er in der Zwischenzeit ein Titan-Knie bekommen hatte. Sein Körper wirkte gesund und kräftig und keinesfalls wie der eines 82 Jährigen. Seine Augen blickten gütig und klar…

Ohne zu Murren signierte er die ganze Pause hindurch Bücher, nebenbei aß er ein paar Cashew Nüsse und trank etwas Wasser, während ich mir einen Kaffee und eine leckere Waffel mit Kirschen holte…

Nach der Pause ging es mit einem wirklich hübschen puscheligen Tinker weiter. Mir fiel auf, dass die Crew diesmal wirklich Pferde für jeden Geschmack herausgesucht hatten!

Fall 3: Probleme beim Hufschmied…

Als Monty diesen reizenden Puschel sah, kamen bei ihm sofort Überlegungen auf, wie das Stehenbleiben und Hufe Geben – Problem bei ihm entstanden sein könnte. Durch die vermehrte Feuchtigkeit unter dem vielen Beinbehang hätte sich vielleicht eine schmerzhafte Mauke gebildet, bei der die Berührung des Fesselgelenkes wehgetan hätte. Die Besitzerin sagte, das Problem sei von Anfang an, seit es in ihren Besitz übergegangen war, dagewesen…

Wie auch immer entstanden, Hufpflege war bei dem Tier einfach nicht möglich…

Monty Roberts, Tinker
Das Vorgehen im ersten Teil, Herumführen, Wegschicken, Join Up, Berühren, Rückwärtsrichten… war wie zuvor problemlos. Zur speziellen Lösung des Problems hatte Monty jedoch eine  Stock-Hand dabei, mit der das Berühren und sogar das Aufheben des Hufes für den Menschen nahezu gefahrlos möglich war.
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Der von Monty herrgestellte ,,Huf-Aufheb-Arm“. Der ,,Daumen“ ist sehr stabil und genauso groß, dass er einen Huf aufnehmen kann… Sogar wenn das Pferd ausschlagen würde, könnte der Trainer mit ein wenig Geschicklichkeit einer Verletzung entgehen.
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Nach ein paar Minuten Training war das Berühren schon problemlos möglich. Das Pferd trat kein einziges Mal nach seinen Ausbildern! Über die geschaffene Vertrauensbasis, die schrittweise Desensibilisierung , das ruhige Vorgehen in kleinen Schritten konnten nach kurzer Zeit tatsächlich alle vier Hufe angehoben werden!

Und wieder hatten es Monty und seine Instruktoren geschafft! Ich hoffe, dass auch dieser Teil interessant für Euch war und Ihr, falls Ihr Pferdefans seid, manches davon vielleicht sogar mit in Euren Vierbeiner-Alltag nehmen könnt!

Wenn es Euch interessiert, wie es weiter ging, könnt Ihr in einer Woche lesen, wie Monty und sein Team zwei unwillige Pferde dazu brachte, in 15 – 20 Minuten eine Pferdehänger freiwillig auf Zuruf hinaufzugehen…
Vorher wartet natürlich noch ein anderer Post auf Euch! Ihr dürft also gespannt sein! Euch allen einen tollen Wochenstart, Eure Nessy

Faszinierende Menschen: Wiedersehen mit Monty Roberts in Zweibrücken Teil 1: ,,Gewalt ist nie eine Lösung!“

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte vorige Woche das Glück, eine der wenigen lebenden Legenden persönlich zu treffen. Dieses Zusammenkommen war derart intensiv, dass ich nun, nach Sichtung von ca 200 Bildern, vielen Skizzen und Mitschriften zu dem Schluss gekommen bin, einen Dreiteiler daraus zu machen. Zusätzlich könnt Ihr gerne noch den Artikel über ihn von meinem Zusammentreffen 2009 lesen, den ich Euch hier verlinkt habe.

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Heute startet der erste Teil. Nicht nur für Pferdefans sind seine eigentlich ganz logischen Vorgehensweisen interessant, sondern für all jene, die sich Weg wie den von Monty interessieren, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, dass diese Welt ein klein wenig besser sein soll, wenn er sie wieder verlässt… Seine Philosophie der Gewaltlosigkeit zu unterstützen, die auch für das Verhalten von Führungspersönlichkeiten und bei der Kindererziehung Anwendung findet, bin ich mir wahrlich nicht zu schade. Auch und gerade deshalb, weil ich seit meinem letzten Treffen mittlerweile 6 Pferden geholfen habe, sich mit seiner Philosophie problemlos und gewaltfrei zu lieben Reitpferde zu entwickeln.  

Danke für Dein Wissen, Monty!

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Meine Stute Lissy wurde mit vielen Tricks aus seiner Trickkiste augebildet! Sie hat mich noch nie abgeworfen!

Und nun viel Spaß bei Teil 1: Übersicht,  Einführung , Vorstellung seiner genauen Vorgehensweise am Beispiel  eines Norwegers, der innerhalb 20 Minuten problemlos einen Reiter auf seinem Rücken toleriert, obwohl vorher noch nie ein Mensch auf ihm gesessen hat!

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