„Wer nicht sehen kann, der wird auch nicht gesehen – und wer nicht gesehen wird, der wird auch nicht gehört, der lebt nicht.“
Einer der zentralen Sätze des Films der blinden Protagonistin Maria-Theresia. Im Film wird klar, dass er nicht nur für physisch Blinde gilt, sondern auch für das Leben in einer Gesellschaft für die Menschen, die eine vermeintlich ,,andere“ (keine?) Sichtweise der Dinge haben …
Wobei sich Pianistin Maria Theresia Paradis (Maria Dragus), genannt Resi, durch ihr Klavierspiel sehr wohl Gehör verschaffen kann. Mit ihm wird sie von der Gesellschaft in einer für sie angenehmeren Weise ,,gehört“, im Gegensatz´zu dem Moment, in dem sie durch ihre Augen ,,sieht“, da es ihr nicht gelingt, die Wahrnehmung der Anderen zu übernehmen. Wieso sieht der Schirm von allen Seiten anders aus? Wieso werden die Gegenstände, die weiter hinten sind, kleiner? Selbstverständlichkeiten in unseren Augen, die von ihr erst erschlossen werden müssen, wozu sie sich jedoch nicht in der Lage sieht. Zu verwirrend sind die Dinge und die Reaktion der Umwelt, als dass sie sich vor diesem Hintergrund in der Lage sieht, ihr einfühlsames, in ihrer Welt versunkenes Klavierspiel in seiner Perfektion aufrechtzuerhalten. Schoß endlich ,,entscheidet“ sie sich für die Blindheit …
Es sind diese, von Barbara Albert auf einprägsame, ruhige Weise dargestellten Überlegungen vor der Kulisse des barocken Wiens des 18. Jahrhunderts, die den Film so modern und fesselnd wirken lassen. Die Reaktion der Gesellschaft auf das blinde, mit wirrem Blick fantastisch Klavier – spielende Mädchen mit Kritik und Hohn, aber auch Bewunderung des Andersartigen, wäre heutzutage vermutlich genauso …
Die eigentliche Handlung, einer wahren Geschichte nachempfunden, indes ist schnell erzählt und auch nicht sonderlich komplex, sodaß man sich ganz den Bildern hingeben kann…
Die blinde Resi spielt außergewöhnlich gut Klavier. Untermalt wird ihr Spiel von wirren Augenbewegungen, die sie fremdartig, ja obskur wirken lassen. Deshalb wird sie von ihren gut situierten Eltern der Wiener Gesellschaft nach mehreren mißglückten Versuchen zu einer Art Wunderheiler, der sich eines nicht sichtbaren ,,Fluidums“ bedient, gebracht. Es gelingt ihm, ihr Augenlicht teilweise wieder zu erlangen. Jedoch verschlechtert sich ihr Klavierspiel, sodass sie sich letztendlich für ihre Blindheit ,,entscheidet“…
Dann war das Stück war zu Ende, das Publikum noch gefangen von dem intensiven Film, der so lebendig gespielt war, dass man sich fast selbst im Geschehen wähnte ..

Der Wechsel zwischen einerseits romantischen, üppigen Bildern, die diese Epoche auszeichnen, auf der anderen Seite Einstellungen, die auch das karge Leben der Bediensteten, die verquasten Moralvorstellungen jener Zeit, aber auch der Freude und Melancholie, der Wut der Mutter, als ,,Resi“ nicht weg von diesem Art möchte, von dem man nicht weiß, ob man ihm trauen kann und ob in seinem Haus alles ,,anständig“ abläuft, all das wabberte noch durch meinen Kopf, als das Licht anging ..
Dann wurde die Regisseurin Barbara Albert auf die Bühne geholt. Eine energiegeladene, sichtlich mit Herzblut und Begeisterung ausgestattete zierliche Frau, bei der man sich vorstellen konnte, dass sie bei den Dreharbeiten mit ihrer Art die Crew so zu motivieren verstand, dass sie diese tollen Leistungen erbringen konnte …
Als der offizielle Teil dann zu Ende war und ich gerade meine Sesselreihe verlassen wollte, stand plötzlich eine hübsche, fast etwas schüchtern wirkende junge Frau neben mir… Tatsächlich!

Marie-Victoria Dragus, die Hauptdarstellerin, hatte gerade einen wohl engen Vertrauten überschwänglich umarmt, sich umgedreht und blickte mir nun direkt ins Gesicht! Das kam so plötzlich und unvermittelt, dass wir beide lächeln mussten … ,,Sie habende Rolle klasse umgesetzt und wirklich sehr einfühlsam gespielt, das hat mir ausgesprochen gut gefallen!“ lobte ich ihr Spiel. Sie freute sich sichtlich über dieses Kompliment, was ich wiederum sehr sympathisch fand, sodaß ich trotz des Rummels, der sich um uns gebildet hatte, wagte, noch eine Frage an sie zu richten: ,,Wie haben sie das denn mit den Augen -Rollen hingekriegt? Dass sah unwahrscheinlich echt aus!“ Die Antwort erstaunte mich dann doch! Tatsächlich hatte sie in ganzes Jahr lang an dieser Augenakrobatik geübt, damit dieser realistische blind-versunkene Gesichtsausdruck entstand! Und die anderen Schauspieler?

Da war natürlich David-Striesow, der die andere Hauptrolle des unkonventionellen ,,Fluidum-Arztes“ spielte. Ihn kannte ich bereits von einer Tatort-Produktion, bei der ich spaßeshalber einmal ein kleine Rolle gespielt hatte. Diese Rolle des ,,Wunder-Heilers“ stand ihm, wie ich fand, besser zu Gesicht. Denn bei diesem Drehbuch von Kathrin Resetarits und der Regisseurin als Co-Autorin waren die einzelnen Rollen vielschichtig gestaltet. So war der Fluidum-Doc überzeugt von seiner Methode und versuchte mit der Kraft seines ,,Fluidums“, an dass er selbst glaubte, seine Patienten zu heilen. Allerdings ging es ihm dabei auch um die Anerkennung seiner Methode und so führte er seine ,,Starpatientin“ Maria Theresia auch gerne vor, was diese bereitwillig mitmachte, allerdings nicht immer mit dem gewünschten Erfolg … Und so sind die Grenzen zwischen ehrlichem Willen zu helfen und Wunsch nach wissenschaftlicher Reputation fließend, genauso wie auch die Rolle der Eltern, gespielt von Katja Kolm und Lukas Mike, so ausgelegt sind, dass auch hier die Beweggründe für die Protektionierung ihrer Tochter nicht auf reiner Elternliebe beruhen, sondern finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung ein zentrales Motiv bilden.
Meine abschließenden Meinung zu diesem Film?
,,Licht“ ist ein schöner und feinsinniger Film, der zum Nachdenken anregt, nicht nur über Dinge, die ich oben beschrieben habe. Ich werde mir ihn vielleicht sogar noch einmal ansehen, denn ich glaube, dass ich dann noch weitere Dinge entdecke, die mir ,,beim ersten Mal“ noch gar nicht richtig aufgefallen sind! Die mit romantischen Bildern der Natur und Kostümen aus jeder Zeit des 18. Jahrhundert bestückten Szenen, in denen die Schauspieler sich mit ihrer Rolle identifizieren, laden ein, innezuhalten und sich mit den Protagonisten zu beschäftigen, ohne dass man deren Empfindungen wirklich bis in jede Einzelheit zu durchdringen vermag. So bleibt bis zuletzt unklar, in wie weit in welcher Phase der ,,Gesundung“ das Augenlicht der Hauptfigur durch ihre Imagination beeinflusst werden kann und wird … Ähnlich unserer Fähigkeit, manche Dinge nur dann zu erkennen, wenn wir sie sehen wollen. Denn manchmal ist es sicher angenehmer, blind ,,zu bleiben“…
Falls ich Euch Appetit auf den Film gemacht habe, wünsche ich Euch viel Spaß beim gucken! Der Film ist übrigens ab 1. Februar in den Kinos!
Übrigens kommt in Kürze noch ein Bericht über die Fashion-Week, auf den sicherlich viele von Euch warten. Allerdings ist mir in Berlin mein Laptop über den Hades gegangen und ich musste mir erst wieder Ersatz beschaffen. Auf Instagram seht Ihr aber schon die ersten Eindrücke…
Bleibt mir, Euch eine wunderschöne Woche zu wünschen,
Eure Nessy
Licht – Teaser – YouTube
Du hast Appetit auf den Film gemacht. Danke für diesen Artikel!
Freut mich! Alles Liebe, Nessy
Herzlichen Dank fürs Vorstellen. Ich weiß nicht, ob ich den Film so auf den ersten Blick ausgewählt hatte. Mein Mann hat da eher ein Händchen für versteckte Perlen. Ich werde es ihm mal „stecken“, dann kommt es sicher auf die Liste.
LG Sunny
Liebe Sunny! Da geht es mir ähnlich! Ich bin eigentlich nur hineingegangen, weil ich den Hauptdarsteller gekannt habe. Allerdings hat mich der Film wirklich positiv überrascht. Alles Liebe, Nessy
Kino ist nicht so meins, aber Dein Outfit ist mal wieder tres chic liebe Nessy 🙂
Danke Dir, lieber Arno! Wobei der Film aus so vielen wirklich wunderschönen, leisen Bildern besteht und es auch um die verschiedenen Sichtweisen der Dinge geht (warum sieht ein Schirm von der Seite ganz anders aus , als von vorne?), dass ich glaube, wenn Dir ein Film gefallen könnte, dann wahrscheinlich dieser. Aber ich verstehe Leute, die nicht gerne ins Kino gehen… Öfters als 2-3x im Jahr bin ich auch nicht dort. Aber mit den Kiddys und der Familie mache ich das natürlich! Und eine Premiere ist natürlich auch etwas anderes (ich hab´s ja kurzfristig tatsächlich noch 2 Tage zur FashionWeek nach Berlin geschafft). Alles Liebe, Nessy
Ich werde ihn dann zu Hause sehen, der Fernseher ist ja groß genug 😉
Dann wünsche ich Dir viel Spaß, wobei ich es auch absolut verstehen kann, wenn man die Realität dem Filme-Schauen, auch wenn sie noch so gut gemacht sind, vorzieht! Alles Liebe, Nessy
Liebe Nessy,
hört sich nach einen ganz tollen Abend an 🙂
Der Film bleibt sicherlich nachhaltig im Gedächtnis. Ist wahrscheinlich auch absolut etwas für mich. Ich mag Filme, die zum Überlegen anregen. Mal sehen, wann er hier bei uns läuft.
Ganz liebe Grüße,
Tabea
http://tabsstyle.com
Liebe Tabea! Danke Dir! Ja, er ist wirklich sehenswert… Und Du hast recht, immer einmal wieder fallen mir Fetzen des Filmes an … Alles Liebe und viel Spaß beim Sehen, Nessy
Der Film könnte mir gefallen. Ich mag gern Filme aus anderen Zeitepochen. Ich fand „Das Piano“ schon so schön.
Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine! Ja, dann glaube ich, dass der Film das richtige ist… Wunderschöne Bilder und leise Töne zeichnen ihn aus… Alles Liebe, Nessy