Fashion/Satire: Outfit in Rosa und die Sache mit dem Talent…

Hallo Ihr Lieben,

Rosa Outfit Rock, Mantel, Tasche

als Kind mochte ich kein Rosa. Ich konnte es mir nicht leisten, ,,schwach“ zu sein… Schon gar nicht süß! Das alles war meine Schwester… Die Hübsche , Zarte mit den dunklen Locken, das Schneewittchen, die innerhalb eines halben Jahres die Geige schluchzen lassen konnte, dass sämtliche Omis ihre Taschentücher zückten, während ich mich beim sogenannten ,,Musikschüler-Konzert“ am Klavier mit ,,für Elise“  abkämpfte. Elise wäre mit Sicherheit geflüchtet, während die Omis mit verkniffenen Gesichtern auf ihren Stühlen ausharren mussten, bis auch der letzte schiefe Ton verhallt war. Nur meine Mutter klatschte mir aufmunternd zu, die Gute. ,,Ein paar falsche Töne sind nicht schlimm!“, kommentierte sie, ,, Toll, dass du bis zum Ende durchgehalten hast!“

Sicher, ich wusste genau, dass es hätte besser werden können, wenn ich diese Schnulze wenigstens etwas geübt hätte… IMG_4445 (2)Aber ich kannte dieses Stück nun mal nur von den Klavierstunden. Meine Klavierlehrerin hatte mir zwar auftgetragen, fünfmal am Tag dieses Elise Dingens durchzuspielen, aber als ich mich zum ersten Mal seufzend aber brav ans Werk gemacht hatte, streckte prompt mein Vater der Kopf zur Tür herein :,,Kannst Du nicht einmal etwas anderes spielen?“Doch, konnte ich, und zwar mit meinem Stück Holzstamm, das ich meinem mindestens sechzig jährigem Bauer-Nachbar abgebettelt hatte, dem dieser direkt vor unserem Haus von seinem Anhänger gefallen war!

Welch glückliche Fügung des Schicksales! Flugs hatte er (der Stamm, nicht der Bauer) einen mehr oder wenigen edlen Kopf nach meinen liebevoll selbstgemalten Vorlagen  aus Sperrholz netterweise von eben jenem Bauern ausgesägt bekommen und hörte fortan auf den nicht ganz unbekannten Namen ,,Black Beauty“… Wie gut dass wenigstens mein Nachbar für meine Tierliebe höchstes Verständnis aufbrachte! Aber schließlich war ich auch das einzige Kind im Dorf, das immer, wenn es ihm langweilig war, mit Gummistiefeln bei den Kühen und Kälbchen im Stall zu finden war…IMG_4450

Nun, da ich stolze Besitzerin eines Reittieres von höchstem Geblüt war, löste dieses zu meinem Leidwesen übrigens mein langjähriges Schaukelpony Tommy ab, das meine Mutter mit Hinweis meines doch schon fortgeschrittenen Alters von fast acht Jahren auf den Gnadenhof – Speicher verbracht hatte. Trotzdem nahm ich ihr das lange übel! Wie kann man nur so grausam sein?IMG_4491

Aber zugegebenermaßen war es sowieso Zeit für ein größeres Pferd gewesen… Auch die beste Dressurreiterin kann schließlich nicht ewig auf einem Pony reiten! Aus dem alten Strick , die mir  – ratet, wer – geschenkt hatte, bastelte  ich ein prima Zaumzeug, sodaß ich auch die richtigen Zügelhilfen geben konnte…

Leider bekam ich von meinen Eltern in der Woche nur eine Reitstunde auf einem echten Pferd ermöglicht und die auch nur, wenn ich auch brav zur Klavierstunde ging… Was natürlich für meine Ausbildung als Profi-Reiterin viel zu wenig war! Ich musste öfters übern, wollte ich vorankommen! So hatte jeder seine Prioritäten. Während also meine Schwester zur Verzückung ihrer Umwelt gar lieblich geigte, Klavier spielte, sogar sang und ihre Puppen hübsch anzog, ritt ich auf meinem Holzpferd imaginären Abenteuern entgegen…IMG_4402

Gerade war ich damit beschäftigt, mir Holzstücke für meine Steigbügel zu suchen, da die Stricke mir beim ,,Leichttraben“, bei dem ich ja in den ,,Bügeln“ aufstehen musste,  in den Füßen wehtaten.

Da kam meine Mutter in den Garten um mich erneut zu den Tasten zu treiben. ,,Papa hat gesagt, ich habe genug geübt“ gab ich den Satz meines Vaters sinngemäß wieder… Da sie ja als pädagogisch vorgehende Mutter niemals die Entscheidungen meines Vaters ,,vor den Kindern in Frage stellte“ (übrigens eine angenehme Eigenschaft, die ich natürlich nieeeemals ausgenutzt hätte) , konnte ich mich daraufhin wieder in aller Ruhe meinem ,,Black Beauty“  widmen.IMG_4404 (2)

Abends dann gelang es mir wieder einmal nicht, einzuschlafen und so setzte mich vor die Wohnzimmertür, um den Gesprächen meiner Eltern ein wenig zu folgen, die oft sehr aufschlussreich waren und deren Kenntnisse mich schon so manche Klippe im Leben hatte sicher umschiffen lassen. Glücklicherweise wollte meine Mutter über alles, was um sie herum geschah und besonders über uns Kinder, genauestens Bescheid wissen. Übrigens etwas, was sie, wie auch manch andere praktische Eigenschaft, an mich weiter vererbt hat, wofür ich Ihr ewig dankbar sein werde…

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Da sie diese Sache am Nachmittag doch einigermaßen verwundert hatte, fragte sie nun bei meinem Vater nach, warum er mich schon nach kurzer Zeit vom Klavierspielen entbunden hatte…

IMG_4476Seine Antwort, elegisch vorgetragen, über mein mangelndes Talent in Sachen Tasteninstrumente, kränkte mich dann doch etwas…  Besonders, als er seinen Ausführungen meiner Mutter gegenüber noch den Vergleich mit meiner ach so begabten Schwester hinzufügte und ihr dann Schluß endlich nahe legte, vielleicht nicht unbedingt auf  meine Klavierstunden zu bestehen, zumal sie ja auch nicht ganz billig waren…

Offen gestanden war ich doch ein ,,klitzeklein wenig mehr“ angefressen…  Quatsch, ich war natürlich stinkesauer und wäre am liebsten wie der Racheengel persönlich ins Wohnzimmer gestürmt! Aber ich schaffte es tatsächlich, mir, wie auch bei den anderen abendlichen Lauschereien, mit fast buddhistischer Selbstbeherrschung , nichts anmerken zu lassen, was mein unerlaubtes Wissen verraten hätte…IMG_4428 (2)

Trotz meiner offensichtlichen Talentfreiheit auf dem musikalischen Terrain  oder gerade deshalb ließ sich meine Mutter jedoch nicht erweichen, mir, meinem Vater sowie dem Rest der Welt, das Geklimpere als  quasi Gegeleistung für die Reitstunden zu ersparen… Für mich hieß das, das eine für das andere billigend in Kauf zu nehmen und im wahrsten Sinne des Wortes gute Miene zum bösen Spiel zu machen… 

Tja, was soll ich dazu noch sagen…? Mittlerweile, da ich selber Mutter bin, kann ich solche ,,Kompromisse“ zum vermeintlichen Wohle des Kindes doch ein wenig besser nachvollziehen, genauso wie auch die Reaktion meines Vaters.

Und ich denke, auch Ihr versteht nun den Grund, warum ich meine Omis ohne mit der Miene zu zucken mit diesen unsäglichen Vorspiel-Konzerten quälte …  Heute kann ich es ja sagen! Liebe Omis! Ohne es zu wissen habt ihr damit mein Talent wirklich gefördert! Wenn auch nicht das musikalische, sondern das reiterliche…

Überflüssig zu sagen, dass für so eine selbstbewusste Kleine eine Farbe wie Rosa gänzlich ungeeignet war! Meine Lieblingsfarben waren Blau wie der Himmel und das Azurblau des Meeres und natürlich das Beige, aus dem früher Reithosen waren… Mädchen in Rosa gehörten nicht in meine Welt…

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Heute hingegen weiß ich längst, dass ich stark genug bin, um auch einmal Schwächen zu zeigen… Vielleicht sehne ich mich auch unbewusst nach einem kleinen, entzückenden Klavier- und Barbiepuppen spielenden Mädchen zurück, das zu sein ich mir niemals zugestanden hatte…

In diesem Sinne wünsche ich Euch eine wunderschöne Zeit!

Bis bald, Eure Nessy!

10 Kommentare zu „Fashion/Satire: Outfit in Rosa und die Sache mit dem Talent…

  1. 🙂 Ach, liebe Nessy,
    bei der Elise fühle ich mit – die musste ich auch immer klimpern.
    Rosa steht Dir aber ganz ausgezeichnet!
    Dir ein schönes Wochenende und ganz liebe Grüße 🙂

    1. Danke Dir… Ich glaube, dieses Schicksal teilen Tausende Kinder mit uns! Gerade hat der Klavierlehrer doch tatsächlich meinen Sohn dazu genötigt! Ich habe ihn nicht ermuntert, zu üben – allerdings auch nicht davon abgehalten! Da muß man halt durch!Alles Liebe, Nessy

  2. Schön, dass Kinder immer ihren eigenen Kopf haben und sich der innere Wille doch früher oder später durchsetzen kann und Dein rosa Outfit steht Dir ausgezeichnet liebe Nessy 🙂

  3. Rosa passt vorzüglich zu deinem Typ liebe Nessy.
    Man kann Kindern kein Instrument aufzwingen..oder versucht hat man das schon in der Grundschulzeit meiner Kinder, und dann noch Blockflöte…oha, nicht gerade ein Ohrenschmaus.
    Ach ja, mein erwachsenes Töchterlein hat sich das Klavierspielen selbst beigebracht.
    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende

    1. Hallo Ellen! Danke für Deinen lieben Kommentar! Ich denke auch, dass man schon schauen sollte, was das Kind wirklich gerne macht und es dann darin fördern.. Übrigens muß ich zur Ehre meiner Eltern anmerken, dass ich zwei Jahre später tatsächlich ei Pferd hatte… Aber ehrlich nur unter der Bedingung, weiter Klavier zu spielen… Alles Liebe, Nessy

  4. Eine schöne Reise in deine Kindheit (und bezaubernde Bilder von der erwachsenen Nessy). Ab einem gewissen Altern ist die Farbe der Kleidung egal. Da kann eine starke Frau ruhig tagaus tagein Pastelltöne tragen und niemand würde auf die Idee kommen, sie für schwächlich zu halten. Umgekehrt kann eine dunkel gekleidete Frau verletzlich und unsicher wirken. Ich glaube, irgendwann sieht man es mehr am Auftreten als an der Kleidung. Dennoch unterstreicht sie natürlich das, was wir ausdrücken möchten.
    Für Elise ist übrigens eines meiner Lieblingsstücke – auch wenn es holprig gespielt wird.

    1. Hallo Mitzi! Danke Dir für Deinen einfühlsamen, lieben Kommetar! Du bringst die Sache mit der Kleiderfarbe nocheimal gut auf den Punkt! Dir ein wunderschönes Wochenende, Nessy Wochenende

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