Die Beinahe-Invasion der Innerirdischen… oder wer zuletzt lacht, lacht am besten…

Hallo Ihr Lieben,

Meine Manchmal-Freundin (die, die immer alles weiß oder zu wissen glaubt), hatte mich eindrücklich gewarnt. Mit super-wichtigem Blick hatte sie mir erzählt, nachdem ich ihr mit glänzenden Augen von diesem tolle Häuschen am Waldrand, das mir wie ein 7er im Lotto vorkam, berichtet hatte, daß dieses gar nicht ginge. „Warum?“ fragte ich und glaubte fast sicher zu sein, dass sie mir mein Glück wahrscheinlich nur madig machen wollte, nachdem wir jahrelang nach einem idealen Haus für unsere Familie gesucht hatten…

,,Weil“- sie machte eine bedeutungsschwangere Pause – ,,Ich kenne das und hab´ gar nix Gutes gehört!“ Typisch – blöde Andeutungen und nichts dahinter, beruhend auf irgendwelchem halbseidenen Getratsche… ,,Ok,“ antwortete ich und wollte gehen. So etwas nervt mich sowas von… Aber dann hielt ich inne – anhören konnte ich mir das Ganze ja mal!

..Also, ich habe gehört, dass es dort Horden von Wildschweinen gibt. Die hausen  direkt am Waldrand, graben die Gärten um und haben sogar schon Passanten bedroht. Was meinst du, warum überall diese engmaschigen Zäune um die Gärten sind?“

ZZZZZ!
Auch mein Sohn war fasziniert von der Wildschweingeschichte und hat mir dieses (leicht überarbeitete) Bild zur Verfügung gestellt -danke!

 

Nun ja, vorsichtshalber folgte noch ein Besichtigungstermin und tatsächlich – diese Zäune waren da – auch um unser potentielles Grundstück. Auf Nachfragen bestätigte der Noch-Besitzer, dass meine Freundin tatsächlich einmal mehr Recht behalten sollte, bis auf ein kleines Detail…

„Die Wildschwein haben vor einigen Jahren hier alles verwüstet, sie sehen ja noch die Narben im Rasen, sie haben in dem Dickicht neben dem Haus gewohnt und ja, eine Passantin ist von einem allzu dominanten Eber tatsächlich angegriffen worden. Da sich die Saarbrücker Forstleute aber nicht von Wildschweinen ins Bockshorn, beziehungsweise aus dem Wald treiben lassen , sind sie kurz darauf losgezogen und haben den Schwarzkitteln in einer Treibjagd den Gar ausgemacht! Seitdem gab´s keine Vorfälle mehr. Sie brauchen also keine Angst zu haben !“

Ich schwankte zwischen Erleichterung und Mitleid – einer ganzen Wildschweinherde den Gar ausgemacht… ich schluckte. Schon irgendwie heavy… Aber, was sollte ich auch anderes sagen, ändern konnte man das Ganze jetzt nicht mehr und unser Problem schien gelöst.

Eine wunderschöne Zeit in unserem neunen Heim folgte. Von Wildschweinen war weit und breit keine Spur zu sehen. Bis es dann vor ein paar Wochen wieder soweit war: unweit von unserem Haus sah ich am Rande eines Feldweges die Wildschweinspuren.  Es waren nicht wirklich viele, ein bißchen Gebuddel hier und da  – da hatte sich eben nochmal ein Schweinchen in diesen Teil des Waldes vorgewagt.

Nebenbei bemerkt, war ich an jenem Tag der „Erstspuren“ gerade dabei gewesen, eine Mäusefamilie mit Papa, Mama und zwei Kindern, die sich in  unserem Schuppen quasi ohne Aufenthaltsgenehmigung niedergelassen hatten, zwangsweise wieder in ihre ursprüngliche Heimat, den Wald,  zurück zu siedeln. Sie waren dort nachweislich keiner größeren Gefahr ausgesetzt. Ihre Feinde, die der Katzenspezies angehörten,  hausten nämlich in den großen Festungen der Menschen, und drangen nur selten  bis in die feindlichen Waldgebiete, ein von oft freilaufenden Hunde-Rebellen besetztes Gebiet, vor. Der Wunsch, in unseren Schuppen zu ziehen, war nur aufgrund der besseren versorgungstechnischen Lage in Form eines großen Eimers mit einem Rest Körnerfutter entstanden…

Als die Mäusekinder in dem ,,gelobten Körner-Land“ angekommen waren,  sprangen sie sogleich, wie das halt oft bei Kindern so ist , aus lauter Übermut und Hunger direkt in den Eimer mit den Köstlichkeiten, der vom Heu aus gut zu erreichen war… Es kam wie es kommen mußte und die Tragödie nahm ihren Lauf! Als die besorgte Mäuse Mami das sah,  nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und folgte ihren Kleinen – was dem Patriarch der Familie natürlich so gar nicht passte. Sofort stürzte er sich hinterher…

Nach Zeiten der relativ eingeschränkten Ernährungs – Bedingungen in ihrer alten Heimat, die mit der Wohlstandsernährung des Schuppens natürlich nicht mithalten konnte, hatten die Auswanderer dann erst einmal über die Stänge geschlagen und der Völlerei gefröhnt. Wahrscheinlich aufgrund dessen war es ihnen nur nicht mehr möglich, ihr selbstgewähltes Gefängnis in Form des Futtereimers zu verlassen. So waren sie tatsächlich alle in ihrem Wohlstandsgefängnis gefangen,   als ich sie  überraschte. Dies kam meiner geplanten Aussiedlung natürlich entgegen, da es so keine Probleme geben würde, die zu emigrierenden Mäuschen in ihr Transportmittel zu verfrachten.

Nachdem ich den herzigen Kleinen mit ihren Kopfäugelein, die ich am liebsten adoptiert hätte, noch ein wenig Wasser zum Trinken gegeben hatte,  was ja zur gesetzmäßig vorgeschriebenen mausiitärer Mindestversorgung gehört, konnte ich die ganze Familie auf dem Eimerweg bequem in ihre alte Heimat zurück transportieren. Es versteht sich von selbst, dass die Mäuschen ein Starthilfepaket für die Wiedereingliederung im Wald in Form des Futterrestes aus dem Eimer und einem Schälchen Wasser mitbekamen.

Wo wir gerade bei Tierliebe und Waldrand sind – auch die 1,40 m lange Ringelnatter, die gerade versucht hatte,  in unser Haus mit betrügerischer Absicht  durch den Gitterschacht der Hauskanalisation einzudringen, hatte ich nach einem gellenden Schrei von der Tierrettung zwecks polizeilicher Überprüfung und erkennungsdienstlicher Erfassung vorrübergehend in Gewahrsam nehmen lassen.

Ein weiteres Beispiel unserer tier-pazifistischen Art, d.h.,  Konflikte (auch) mit Spezies aus dem Tierreich  auf gewaltfreiem Weg zu lösen, ist unser Umgang  mit einer besonders renitenten Art von Hausbesetzern, an denen  die Kreuzberger Szene ihre helle Freude gehabt hätte: Selbst überdimensionale, teilweise sogar aufs widerlichste behaarte Spinnen, die im kühlen Herbst unsere vier Wände doch dem unwirtlichen Wald vorziehen, werden selbstredend wenn irgend möglich mit friedlichen Mitteln in ihre angestammte Heimat zurückbefördert. Ob dies natürlich von dauer ist, sei hier einmal dahingestellt. Da die Evakuierung, natürlich nur rein kräftemäßig, meine Fähigkeiten leider bei weitem übersteigt (immerhin bedarf es dazu ein großes, wirklich seehr großes! Glas und einen Pappedeckel) informiere ich mit einem spitzen Schrei meinen Mann von der Sichtung eines  solchen Riesenmonsters, das durchaus Karriere in einem Horrorfilm machen könnte, der dann das ,,possierliche Tierchen“, wie er diese Kreaturen völlig unpassend zu bezeichnen pflegt, vorbildlich unter Einsatz seines Lebens mit  einem Glas einfängt und nach draußen befördert. Natürlich unter strengster Beobachtung seiner Gattin, die mit schriller Stimme ausgesprochen viel Wert darauf legt, dass dem armen Geschöpf keine Beine durch den Glasrand amputiert werden und es  auch wirklich lebend die  Freiheit erreicht und nicht etwa unterwegs grausam in der Toilette ertränkt wird.  Aber dieser Scheidungsgrund ist vermeidbar – eine Tatsache, die das Überleben des ,,possierlichen Tierchens“, sichert. Aber das sind andere Geschichten, mit denen man eben zwangsläufig leben muß, wenn man in einem Haus am Waldrand wohnen will – ich bin ja schließlich vor Invasoren gewarnt worden…

zzzzwildschwein3Was aber gestern früh passierte, war doch ein wenig schockierend für mich. Und das nicht zuletzt auch, weil mein Ruf durch diese Geschichte doch , naja zumindest minimal, in Mitleidenschaft gezogen wurde – diese späte Revanche der Schwarzkittel hatten eben mich als Vertreter der Spezies Mensch, wenn auch in eher ungerechtfertigter Weise  – wohl eher zufällig getroffen.

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Aber lest selbst: In der Nacht hatten die Hunde in der Umgebung relativ laut gebellt, und irgendwie hatte ich schlecht geschlafen. Entsprechend  müde und noch ein wenig vertrottelt ging ich aus unserem Gartentor – und lag als erstes der Länge nach -buff- in einem Matsch-Loch!

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Nachdem ich meine Knochen sortiert, gezählt und als vollständig und heile befunden hatte – Matsch ist ja gottseidank weich und – leider auch – schmierig  – sah ich das ganze Ausmaß der Bescherung ! Auf ca 20 qm waren über Nacht – wie aus dem Nichts – plötzlich  matschgefüllte Krater entstanden – war das hier nicht gestern noch eine saftige Wiese? In dem Moment kam ein Passant mit seinem Hund vorbei. Sichtlich geschockt blieb er stehen und sah er mich an, als ob  er gerade die Invasion von Aliens beobachten würde. „Schlimm, diese Wildschweine nicht?“ fragte ich ihn, um irgendetwas zu sagen. Doch über seine Lippen kam nur ein „MMMH“ – und schnell ging er weiter – nur der Hund beschnüffelte mich ausgiebig. In dem Moment sah ich an mir herunter und wurde gewahr, dass ich aussah, wie ein GI  nach drei Tagen Geländeeinsatz ! Der Mann mußte mich für komplett bescheuert gehalten haben… Ich überlegte kurz, ob ich ihm hinterrufen sollte: „Es waren die Wildschweine“, ließ es dann zuerst aber. Was konnten denn die armen Wildschweine dafür, dass ich heute früh so vertrottelt müde war? Obwohl, wenn ich es genau überlegte, wer hatte denn die Hunde so zum Bellen gebracht? „Es waren doch die Wildschweine“ gellte es durch den Wald. Ich sah nur noch, wie der Mann seine Schritte beschleunigte… Dann war es mir, als ob es irgendwo aus dem Gebüsch eine Grunzem kam, und ich sage Euch, es hörte sich sich fast wie ein Kichern an…

ZZZZZ

Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

 

 

 

22 Kommentare zu „Die Beinahe-Invasion der Innerirdischen… oder wer zuletzt lacht, lacht am besten…

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  2. Faszinierend, wie du die Flora und Fauna um dich herum beschreibst 🙂 .
    Wenn ich morgens zum Dienst fahre, muss ich mehrere Kilometer über eine Landstraße durch den Wald und da sehe ic h die Wildschweinspuren am Straßenrand. Manchmal scheint da nachts viel los zu sein.

    Liebe Sonntagsgrüße
    Anna-Lena

    1. Danke für Deinen tollen KOmmentar! Ja, tagsüber ist denen meistens zuviel los, aber nachts gehört die Welt ihnen! Ist es nicht schön, morgens durch den Wald zu fahren? Da würde ich wahrscheinlich immer kurz alle 4 Fenster runterlassen, um die gute Luft ins Auto zu lassen! Sauerstoff-Kick am Morgen gratis! Alles Liebe, Nessy

  3. Eine lustige Geschichte. Da hast Du aber wirklich Schwein gehabt 😉 😉
    Der Froschi und ich wünschen Dir einen schönen unversauten Sonntag 🙂 🙂

  4. lach, oh ja ich wohne auch am Waldrand. Das kenne ich alles zu gut.
    Letzte Woche haben wir fotografiert wie 3 Wildschweinchen an der Bushaltestelle am Waldrand den Boden bearbeiten:). So bei der „Arbeit“hatte ich sie noch nicht gesehen.
    Und Rehe mögen gern Rosen fressen 🙂
    Süß geschriebenen und süß gezeichnet. Danke!
    Wünsch Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina

    1. Hallo Tina! Danke für deinen lieben Kommentar! Das ist ja süß, dass ihr schon kleine Schweinchen habt! Ich habe letztens mittem im Wald ein Rudel gesehen, da waren noch keine kleinen…Ja, die Geschichten, die das Leben schreibt, sind oft am lustigsten! Die Vorfälle haben sich auch tatsächlich alle ereignet und noch ein paar mehr… Der Schlangen-Notdienst mußte schon mehrmals anrücken, letztens hatte eine Schlange, die auf dem gleichen Weg ins Haus wollte, ihren Kiefer ausgerenkt und nicht mehr einrenken können. Das war ja eher traurig…Das passte dann nicht in die fröhliche Geschichte… Aber ich hoffe ja, dass sie behandelt werden konnte! Alles Liebe und einen frühliche, sonnige Woche, Nessy

  5. Hallo Nessy…toll geschrieben.
    Ich kenne das Wildschwein-Problem aus eigener Erfahrung. Vor ca. 20 Jahren habe ich mehrere Jahre in einem Haus in Darmstadt (Assmuthweg) direkt am Stadtrand gewohnt. Die Stadtverwaltung erlaubte damals keinen Zaun, da die Grundstücksgrenze zugleich Stadtgrenze war bzw. es irgendwie keinen genauen Übergang gab (ich erinnere mich nicht mehr genau daran). Unsere Gartenbegrenzung war jedenfalls ein kleiner Bachlauf, danach kamen nur noch Felder und Wälder…!
    Ich habe folgendes Bild heute noch vor meinen Augen: Ich wachte nachts gegen 4 Uhr auf (habe sehr schlecht geschlafen), um auf Toilette zu gehen. Ich schaute im Halbschlaf von der Galerie in den riesigen Garten und er sah irgendwie komisch aus…Aber so richtig sah ich nichts, da dunkel und ich schlaftrunken war…ich schwankte zurück ins Bett. Morgens hörte ich meinen damaligen Partner schreien „Wildschweine, Wildschweine!“….der ganze große Garten – in meiner Erinnerung geschätzt mehr als 1000 m2 – wurde nachts „umgegraben“. Die Verwüstung war enorm! Rate mal von wem….
    An das ganze Theater, dass wir dann mit Stadtverwaltung (die sich nicht zuständig fühlte, weil der Bach und ein kleiner Teil unseres Grundstücks, schon nicht mehr zur Stadt zählten) und Forstamt und Versicherungen hatten, erinnere ich mich nicht mehr, es ist ja gut 20 Jahre her und mein damaliger Partner, dem das Haus gehörte, kümmerte sich darum…. Übrigens: Er wohnt heute noch glücklich und zufrieden in diesem Haus….Ich müsste direkt mal meinen großen Sohn fragen (der regelmäßig dort zu Besuch ist), ob Heinz in den letzten 10-15 Jahren Probleme mit Wildschweinen gehabt hat…. Ich habe es nie verfolgt, da wir schon sehr lange getrennt leben….

    1. Danke für Deinen tollen Kommentar! Da habt Ihr ja auch einiges mitgemacht! Die Leute hier haben Ihre Zäune feinmaschig gezogen, damit die Wildschweine nicht durchkönnen. Ansonsten stören sie nicht – da heißt es leben und leben lassen! Alles Liebe und eine shcöne , kreative Woche, Nessy

  6. Hallo! Eine süße Geschichte :))…ich mag das Landleben ja gerade wegen der vielen niedlichen Waldbewohner^^ :)…So sieht man wenigstens auch mal was anderes 😉 Danke für deinen Beitrag und viele Grüße aus meinem wellnessurlaub südtirol , Maren!

    1. Liebe Maren, Danke für Deinen lieben Kommentar … Das stelle ich mir gerade schön vor, sich ein bißchen verwöhnen zu lassen – noch gute Erholung, Nessy

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