
Hallo Ihr Lieben,
es war ziemlich genau vor einem Jahr… Ein lauer Abend. Wir saßen am Meer direkt an der Promenade des Anglais. Meine Tochter erzählte mir, wie sie vor ein paar Tagen das Feuerwerk beobachtet hatte, am Nationalfeiertag.
Ich weiß nicht, wieso sich die Erinnerung so in meinem Kopf festgesetzt hat, als wäre es gestern gewesen… Wahrscheinlich, weil dieser Abend mit meinem kleinen Sohn und meiner gerade erwachsen Tochter so wunderschön war!
,, Mami, es war so… magisch. Der Himmel, das Meer und das Feuerwerk. Wir lagen am Strand und sahen in den Himmel!“ Und danach hatten sie noch ein wenig gefeiert, mein Mädchen mit ihren Freunden , bevor sie in ihre WG- Wohnung, direkt in der Altstadt zurück gegangen ist. Oh Gott! Sie wäre direkt da gewesen, wäre sie ein Jahr später… Mir kommen die Tränen, so traurig und wütend macht mich das, während mir diese Gedanken kommen. Ich bin gerade am Frühstück zubereiten – Melone schneiden, als mein Mann mir die Nachricht bringt. Ich lege das Messer zur Seite hole mir ein Taschentuch – diese blöde Erkältung aber auch, mache weiter. Wie betäubt.
Wieder einmal bin ich geschockt und traurig… Ja, vor einem Jahr, vielleicht erinnert Ihr Euch, ich habe damals einen Bericht über Nizza geschrieben – war ich genau da, wo dieser Mensch sich abends am Nationalfeiertag in einen Lastwagen gesetzt hat und losgedüst ist. Vater von drei Kindern, Kleinkrimineller…
W A R U M ?
Aus dem Fahrerhaus hat er noch mit der Pistole in die Menge geschossen, wahllos, ziellos…
Ich wohne nicht in Nizza, sondern in einem kleinen französischen Dörfchen bei Saarbrücken… Hier sind alle ,, ausländerfreundlich“. So gesehen bin ich hier ja auch ein Ausländer! Zu meinem Leidwesen sprechen die Franzosen mit mir nur deutsch, weil sie stolz sind, zu zeigen, dass sie deutsch können und weil sie mir zeigen wollen, dass sie mich akzeptieren. Mein französisch verkommt dabei natürlich etwas, aber was soll´s? Am Pferdestall führt der Weg ,,Le Paradis“ vorbei. Auch hier ist schon eine Menge passiert, wie der aufmerksame Leser weiß… Aber das tut nichts zur Sache. Sondern, dass ich mich jeden Morgen, wenn die Menschen mit ihren Hunden ihre ersten Runden drehen und ein lustiges Kauderwelsch aus Französisch, lothringer Platt und Deutsch zum besten geben, über dieses schöne, friedliche Miteinander freue. Denn hier gibt es keine Franzosen und Deutsche. Obwohl diese drei Häuser, die deutsch sind, eigentlich zu dem deutschen Stadtteil von Saarbrücken, Gersweiler, gehören. Trotzdem bringt uns unser lieber Nachbar jedes Wochenende die Mülltonne nach draußen und hilft mir, gegen einen kleinen ,,Salaire“ bei der Instandhaltung der Weide. In Schoeneck bekomme ich einen Kuchen gebacken, wenn ich aus dem Krankenhaus komme und der Nachbar kennt den Maire und mit dem würde er reden , wenn´s irgendwelche Probleme geben sollte. Gibt´s aber nicht. Weil, sonst würde ja mein Nachbar … Ihr wisst schon. Ein Dorf,in dem nicht jeder jeden, aber doch recht viele kennt. Hier in der Straße haben wir sehr viele Freunde … Nächstenliebe, Geborgenheit, Zuversicht, Hoffnung,… Werte, die hier noch etwas zählen. Das gibt es noch in einer Welt, in der viele ihre Nachbarn nicht einmal mehr kennen, in der Isolation und Einsamkeit die Leute lieber vor den Computer als in das echte Leben hinaus auf die Straße treibt, in der die Partner im Internet gesucht werden!
Wir müssen uns diese Werte bewahren, denn darum geht es. Wir dürfen uns auf keinen Fall hinreißen lassen, dass wir die hassen, die unser westlichen Welt diese schlimmen Dinge antun! Haß vergiftet uns, wie er alle Menschen vergiftet. Diese Menschen lassen ihrem Hass freien Lauf und wollen, dass auch wir Hass empfinden.
N E I N !!!
Richten wir unsere Gefühle darauf, Mitgefühl denen gegenüber zu empfinden, die es persönlich getroffen hat. Und auch auf Überlegungen, wie man diese Attentate verhindern kann. Durch Aufklärung und Hilfe. Wir müssen noch sensibler gegenüber Mißständen sein und versuchen, die Kraft, die wir als relativ ,,gesunde“ Nation besitzen, so einzusetzen, dass wir denen helfen und Wissen vermitteln, die es brauchen. Ja, das klingt nun etwas pathetisch. Aber es ist wie es ist.
Chers amis et toutes, qui ont étés touchés de cet mauvais incident, je suis très choqué et triste …
Je vous souhaite la force, le courage et ce qui est le plus important – l´amour pour surmonter ce mauvais temps!
🙂 Schön, wenn man sich in seiner multi-kulti Nachbarschaft wohl fühlt und einer den anderen akzeptiert wie er ist.
Intoleranz ist nämlich der größte Feind der Menschheit und führt zu solchen Katastrophen.
Herzliche Grüße und Dir und den Deinen ein schönes Wochenende 🙂
Danke Dir für den lieben Kommentar. Du hast es auch noch einmal gut ausgedrückt, worum es eigentich geht… Eine tolle Woche wünsch´ich Dir, Nessy
Einen schönen Ort zum Leben beschreibst du hier, Nessy. So soll sich ein Zuhause anfühlen. Unfassbar traurig und unverständlich die Geschehnisse in Nizza. Meine Mutter lebte zwei Jahre als Aupair dort und schilderte mir den Nationalfeiertag ähnlich wie deine Tochter als magisch…und jetzt für immer verbunden mit schlimmen Assoziationen.
Dennoch ein schönes Wochenende. Verbunden mit den Wunsch, dass die schlechten Nachrichten nicht mehr ganz so geballt auf uns einprasseln werden.
Liebe Grüße
Mitzi
Danke Dir, Liebes! Es ist toll, wie Du den Kern triffst! Einen wunderschönen Sonntag, Nessy
Liebe Nessy, mir fehlen die Worte. Du hast das wunderbar ausgedrückt. Da gibt es nichts hinzuzufügen.
Wünsche einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina
Ganz wundervoller Post! Einfach furchtbar was alles zur Zeit passiert 😦
Danke Dir, Liebes!
vielleicht gibt es inzwischen doch zu wenig gute BODYGUARDS …
ein paar alte weggefährten würden sich „reaktivieren“ lassen … und zeigen sich angetan … von meiner idee der „offensiven verteidigung“ …
wenn wir diesen weg allerdings einmal gehen … werden wir nie mehr umkehren können …
Wird schwierig werden… Ihr Ziel ist Hass schüren – DAS darf Ihnen nicht gelingen! Alles Liebe und danke Dir, Nessy!
ein ausbilder den ich sehr schätzte … sagte mal … er würde an mir schätzen … dass ich niemanden „hassen“ müsste … um „final“ gegen ihn vorgehen zu können …
im gleichen atemzug lobte er … meine „gewaltigen“ fähigkeiten … mit worten … und „gesten“ … frieden zu schaffen … wo kurz zuvor … nur HASS regierte …
So machst Du das! Bin gespannt!
mal sehen … 😉
GEBEN ist zwar seliger denn NEHMEN … aber ändere doch bitte mein „geben“ in „GEGEN“.
ganz großes MERCI …
André
Dein Wunsch ist mir Befehl – zumindest in dieser Sache… 😉
viel mehr traute der held sich nie zu erflehen … 😉