Buchrezension: Thorstein Veblen – Therorie der feinen Leute /Theory of the leisure class

Hallo Ihr Lieben,

Thorstein B Veblen Social Scientist
© BETTMANN/CORBIS 
Thorstein Veblen (30. Juli 1857– 3. August 1929)

heute möchte ich Euch einmal ein Buch vorstellen, dass mich und meine Denkweise wirklich geprägt hat. Ich habe es zum ersten Mal gelesen, als ich 19 oder 20 Jahre alt war und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen. Es gibt so Bücher… wie Kafka, „die Verwandlung“ oder Gödel, Escher, Bach, „Einsicht ins ich“ oder die „Texte und Zitate“ von Michel de Montaigne oder Stephen Hawking „Eine kurze Geschichte der Zeit“ aus denen manche Zeilen ein Leben lang im Gedächtnis bleiben… Kennt Ihr auch solche Bücher?

Dieses Buch mit dem Titel „Theorie der feinen Leute„(auf den roten Text klicken, kommt Ihr direkt zu Amazon, woher auch das Bild links ist), erstmalig im Jahre 1899 veröffentlicht, befasst sich mit dem Bedürfnissen und dem Konsumverhalten der Gesellschaft. Das Ganze ist von Veblen mit einem sehr ironischen Unterton geschrieben, sodass man dieses soziologische Werk durchaus ins Genre der „Satire“ einordnen kann. Er beschreibt, dass der Mensch zuerst seine Grundbedürfnisse nach Schlafen und Essen nachkommen möchte. Danach strebt er immer weiter nach Verfeinerung.  Dabei stellt der Autor fest, dass, je teurer ein Gut ist und je mehr Mühe es kostet, es zu besorgen oder herzustellen, umso höher das soziale Prestige ist, dass es bringt.

Das Wichtige ist also nicht der wahre Wert des Gutes an sich, sondern das Zur-Schau-Stellen, um damit die Anerkennung in seiner jeweiligen gesellschaftlichen Klasse zu erlangen.

Ein Beispiel ist, dass die Damen seiner Zeit hohe Schuhe anzogen und sich so einschnürten, dass es unmöglich war, damit zu arbeiten. Die angestrebte weiße Haut zeigte, dass sie nie draußen auf dem Feld sein mußten. Mit dieser „Mode“ wurde also demonstriert, dass es die Frau nicht nötig hatte, zu arbeiten.  Mittlerweile in die Betriebswirtschaftslehre übernommen, gibt es den „Veblen-Effekt“, der besagt, dass Konsumenten es unter Umständen dem Kauf günstiger Produkte vorziehen, durch den Konsum teurer Güter ihren Status gegenüber anderen Individuen herauszustellen. Das heißt, dass Dinge, die teurer sind, trotz höherem Preis eher gekauft werden, wenn das Gut den „Veblen-Charakter“ hat.

Diese Erkenntnisse lesen sich sehr spannend und obwohl dieses Buch vor über 100 Jahren geschrieben wurde, hat sich vieles nicht geändert. Die Frage, die sich einem beim Lesen aufdrängt ist, wieso diese „Gesetze“ heute immer noch gelten …Müßten wir nicht eigentlich klüger sein?

Wieso schielt man nach der Chanel-Tasche, die für schlappe 1800 Euronen zu haben ist? Die Blogs im Internet sind voll von Lobeshymnen über  jene legendäre 2.55! Warum kauft man sich im Türkei-Urlaub das, wenn man ein bisschen Glück hat, wirklich  (fast) identische Ding , sorry, „Kultobjekt“ ist der passendere Ausdruck,  für 100 Euro? Weil man hofft, damit von den anderen als „reicher“ wahrgenommen zu werden?! Wird man dadurch etwa wirklich anders gesehen und behandelt? Schafft dieser „lächerliche Grund“ es tatsächlich, Endorphine des Glücks freizusetzen, wenn man „sie“, wie manche großen Stars, in den Händen hält?

Solche und ähnliche, in meinen Augen recht „gesunde“ Gedanken werden bei der Lektüre freigesetzt und trotz des etwas altertümlichen Stils liest sich dieses Buch relativ leicht und unterhaltsam! Daumen hoch für 11,95 Euro nachdenkenswertes Lesevergnügen und Diskussionsstoff für schöne Abende…

Außerdem macht es natürlich schon was her, wenn man diesen Klassiker gelesen hat! Bringt Euch bestimmt ein bisschen Prestige, wenn Ihr drüber reden könnt! Grins…

Ein schönes Wochenende mit tollen Erlebnissen und/oder guten Büchern, Eure Nessy!

d

7 Kommentare zu „Buchrezension: Thorstein Veblen – Therorie der feinen Leute /Theory of the leisure class

  1. Fast alles wird heute mit Symbolen versehen, und unterliegt damit einem gesteigerten Marktwert. Manchmal sind es nur wenige Cent, aber oft wird eine Marke auch ein Begriff (Tempo usw.) Entscheident für den Wert ist oft nicht der Ausgangswert, wie bei der Chaneltasche, der dürfte so bei 20 Dollar liegen, sondern das damit verbundene Image. Nicht umsonst heißt es „Kleider machen Leute“. Ein sicher ungesunder trennt, denn ein Outfit, egal wie teuer, verrät nichts über seinen Träger. Behandelt wird man trotzdem anders, ob mit schicken Klamotten, Doktortitel, oder mit einem „von“ im Namen. Es steckt auch oft genug ein bisschen die Sehnsucht dahinter sich diesem vermeintlichen besseren Leben anzugleichen, wenn einem ähnliches gelingt, was bei Kleidung deutlich einfacher ist. Gäbe es nicht so viele Vermögende, würde das Täschchen vermutlich auch nur 100 Euro kosten, aber der Preis hebt das Geld vom normalen Bürger ab, da spielt der Mehrwert des Objektes fast keine Rolle. Ähnlich verhält es sich auch mit Kosmethik und vielen anderen Dingen des Alltags. Sie haben keinen großen Wert, kosten aber trotzdem überproportional mehr zum einfachen Produkt ohne Werbung und Image. Thats life 😉

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