Im Folgenden nun das Phänomen von Anfang an. Normcore – die Mischung aus „normal“ und „hardcore“ wurde von der Trendagentur K-Hole in New York 2013 in eine Artikel mit dem Titel „Youth Mode“ geprägt uns steht für Mode, die eigentlich keine ist, sondern den Alltagslook repräsentiert: Jeans, Turnschuhe, Jogginghose, Birkenstock T-Shirt, Sweater oder Pulli – fertig ist der Look. Im Artikel heißt es:
„Früher wurden die Menschen in die Gemeinschaft hineingeboren und mußten ihre Individualität finden. Heute werden Menschen als Individuen geboren und müssen ihre Gemeinschaft finden.“
Das klingt irgendwie beruhigend unanstrengend – auch wenn ich es nicht ganz verstehe. Wir wollen doch schon lange nicht mehr mit der Mode gegen die Gesellschaft rebellieren, sondern, um ehrlich zu sein, eine bestimmte Wirkung gegenüber dem anderen erzielen und in erster Linie auch nicht unbedingt auffallen, höchstens positiv – und das tut man häufig, indem man der Norm besonders gut entspricht. „Sie ist dem Anlass entsprechend passend angezogen!“ wird höchst wohlwollend gesehen.
Ist dem „Normcore-Look“ Anhänger diese Wirkung auf andere egal oder möchte der Träger gerade durch seinen Look zeigen, dass er einer von vielen ist? – ich denke, dass Letzteres der Definition eher entspricht. Sieht man die Auswüchse der Fashion week an, auch den Steet Style, mag das anders sein, hier wird noch Individualität zelebriert, aber schon in den Fashion-Blogs ist die Mode doch sehr ähnlich. Taschen von Céline, Michael Kors, 3.1 Phillip Lim, Rebecca Minkoff oder deren Nachbauten, günstige Mode von den asiatischen Versandhäusern, hier und da kommt ein Designer-Teilchen hinzu. Alles ist einem Mode-Dresscode entsprechend, doch selten Mode, die uns gänzlich neu vorkommt, wenn auch nicht gerade der Billig-Schlampig-Look, den man manchmal z.B. unter Studenten findet, sondern halt Blogger-Look (beide findet man übrigens in meinen Kleiderschrank).
Normcore look – wozu also? Ich habe den Eindruck, die ganz „normale“ Alltagskleidung soll jetzt einfach noch mehr legalisiert werden, in Richtung „mehr Lässigkeit im Alltag“. In den USA ist mir bei meinen Besuchen aufgefallen, dass es Gang und Gebe ist, z.B. mit Schlappen und Jogging-Hose Einkaufen zu gehen oder sein Kind von der Schule abzuholen. Bei uns wird man dann doch ein wenig komisch angesehen. Jeans und Sweater oder T-Shirt – geht noch – seit Jahren ein ganz normales Bild auf der Straße – echt nix Neues! Aber Schlappen und Jogginghose – sehen wir dann doch als ein wenig „schlampig“ an -nun, vielleicht wird es nun mit „Normcore“ legalisiert…
Das Ausrufen einer „Mode“, um einem die Bürde des schlechten Gewissens zu nehmen, wenn man einfach keine Lust hat, sich für den Weg zur Schule „aufzustylen“? Ehrlich: Für die meisten ist „gemäßigter“ Normcore sowieso Alltag – sorry für mich ist dieser „Modetrend“ keiner.
Falls er zum Nachdenken über den ganzen Modehype führt – OK – dann mag das seine Legalisierung sein…
Wie sehr ihr das? Eure Meinung dazu würde mich interessieren…