Hallo Ihr Lieben!

,,Meine Kollegin hat eine Figur zum Dahinschmelzen und ich muss nur ein Stück Kuchen anschauen und schon nehme ich zu!“
,,Mein Arzt schaut mich immer vorwurfsvoll an, wenn es um mein Gewicht geht, dabei halte ich schon seit Wochen Diät, ohne, dass sich die Waage auch nur ein Strichlein nach unten bewegt!“
,,Ich habe in der Kur genau das Gleiche wie Frau Schmidt gegessen, sie hat aber 3 Kilo mehr als ich abgenommen!“
Sind solche Aussagen Einbildung oder tatsächlich möglich? Lange wurden sie tatsächlich als Mumpitz abgetan und eine Gewichtsabnahme nur einer vernünftigen Diät, verbunden mit ausreichend Bewegung zugeschrieben.
Aber alle 3 Aussagen könnten tatsächlich wahr sein! Stück für Stück sind wir dabei, dem ,,Geheimnis“, dass sich um das ideale Gewicht für den Körper rankt und wie es der Körper erreicht, auf die Sprünge zu kommen.
Tatsächlich hat das Körpergewicht viel weniger mit der täglichen Kalorienzufuhr zu tun, als uns die Wissenschaft bisher Glauben machen wollte!
Um es vorweg zu nehmen: Dies ist kein Freibrief für eine zügellose Ernährung, denn das ,,Gesundempfinden“ , das 80% von uns haben, ist leider bis auf Kleinigkeiten immer noch richtig! Dennoch möchte ich Euch hier umfassend informieren und dazu gehören die restlichen Ursachen der Gewichtsveränderungen aufzuzeigen
Ursachen, warum das Körpergewicht nicht nur von der absoluten Kalorienzufuhr abhängt!
1. Einfluß der Gene auf das Gewicht
1a) Unterschiedliche Geschwindigkeit der evolutionären Anpassung an die Veränderungen der Ernährungsbedingungen durch Industrialisierung als Ursache verschiedener Gewichte
Die Zahl der stark übergewichtigen Menschen ist in letzter Zeit deutlich gestiegen, denn das Erbgut kann mit den veränderten Ernährungsgewohnheiten nicht so schnell Schritt halten! Es wären mindestens 100 Generation nötig, damit sich die Menschheit an so neue, gravierende Ernährungsgewohnheiten anpassen könnte. Die Geschwindigkeit der Anpassung verläuft nicht bei allen Menschen gleich schnell
Wenn man an die 300 000 Jahre der menschlichen Entwicklung denkt, so hat der Großteil der Menschen die längste Zeit ihres Daseins eine relativ naturnahe Ernährung genossen. Der Mangel war stets das größere Problem, sodaß der Körper über Jahrtausende gelernt hat, das Maximum an Energie und Nährstoffen aus der Nahrung herauszuholen! Dabei waren reichliche Ballaststoffe selbstverständlich, die dem Mikrobiom (verschiedene Bakterienstämme im Darm) halfen, seine Arbeit der Verdauung zu verrichten. Nun wechseln die Bedingungen aber weit schneller – und es ist unterschiedlich, wie schnell sich Individuell anpassen können. Dazu kommt, dass die Nahrung dabei ist, global ähnlich zu werden. Damit wird auch die traditionelle Ernährung der Länder, die den individuellen Bedingungen der Umgebung angepasst war, in den Hintergrund gedrängt
1b) Einfluss der unterschiedlichen Gene auf Körpergewicht und Gesundheit
Gewichts-Zwillingsstudie
Studienfrage: Warum kommt es bei gleicher Nahrung zu unterschiedlichem Gewichtsverhalten? Wie wirken sich Gene auf Körpergewicht und Gesundheit aus?
Leitung: Tim Spector (Professor der Universität London)
Studien-Design: 11 000 Zwillinge, darunter 12 eineiige Zwillingspaare
Ergebnisse:
60-70% der Unterschiede zwischen Menschen bei der Verwertung der Nahrung sind auf die Gene zurückzuführen!
- Gene beeinflussen Appetit (Vorlieben und Abneigungen) und damit auch das Gewicht.
- Bei eineiigen Zwillingspaaren weniger als ein Kilo Gewichtsunterschied, auch ähnliches Verteilungsmuster des Fettes (um den Bauch herum oder, in den Eingeweiden, wo es zu Entzündungen führen kann)
- Es git aber auch einige Zwillinge, die sehr unterschiedliche Bauchumfänge aufweisen.
Studenten-Schlafsaal-Studie
Studienfrage: Wie verändert sich das Gewicht bei Studenten, die sich kaum bewegen, sich gleich verhalten und das Gleiche essen?
Leitung: Dr. Claude Bouchard (Laval-Universität in Quebec/Canada) Studien-Design: 24 Studenten, die 3 Monate in einem Schlafsaal einquartiert wurden (Schlafen, Essen, Video spielen, aber nicht rauchen oder Alkohol trinken), 30 min Spaziergang täglich.
Die ersten 14 Tage: Nahrung 2600 Kcal/Person
nächsten 100 Tage: 3600 Kcal (50%Kohlenhydrate, 35 %Fett, 15% Protein)
Ergebnisse:
Sehr unterschiedliches Gewichtsverhalten der Studenten unter gleichen Bedingungen!
- 5-13 Kilo Zunahme
- unterschiedliche Umwandlung der Energie in Fettpolster/ Muskelmasse
3. Einfluss des Mikrobioms auf das Gewicht
(Mikrobiom: Gemeinschaft unterschiedlicher Arten von Mikroben)
Wir haben 100 Billionen Mikroorganismen im Körper. 2 Kilo mit 160 verschiedene Darmorganismen leben allein in den Eingeweiden, die meisten davon im Colon (Dickdarm). Dort wird dem Nahrungsbrei Wasser entzogen, im darüberliegenden Dünndarm (weniger Mikroben) werden die Nahrungsbestandteile in den Kreislauf aufgenommen. Dabei hat dieses Mikrobiom jedes Menschen eine große Bedeutung für fast alle Funktionen des Körpers, insbesondere auch der Abwehr und der Verdauung. Die Wissenschaft erkennt erst jetzt langsam, was es mit den verschiedenen Stämmen auf sich hat, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede für welche Eigenschaften des menschlichen Körpers verantwortlich sind. Auch für die Aufnahme der Nahrung haben sie ein große Bedeutung, sind sie doch direkt an der Verdauung beteiligt. Kann man vielleicht sogar durch die Aufnahme der richtigen Bakterien-Stämme in den Verdauungstrakt sein Idealgewicht erreichen? Schön wäre es …
Mikrobiom-Zwillings-Studie
Studienfrage: Ist das Mikrobiom genetisch bestimmt?
Leitung: Tim Spektor 2012 in Zusammenarbeit mit der Cornell Universität in New York
Studien-Design: Bei 5000 Zwillingen wurden die 1000 wichtigsten Mikrobengruppen bestimmt .
Ergebnisse:
Eine Gemeinsamkeit der Mikrobenstämme, welche sich im Darm angesammelt haben, hängt zum Großteil von Ernährung und nur zum geringeren Teil von den Genen ab!
- Zwischen beliebigen 2 Personen gab es keine große Übereinstimmung bei dem Mikrobenmuster, sie haben nur ca 40% des Musters gemeinsam!
- Bei eineiigen Zwillingen waren es auch nur etwas über 50 % der Mikrobenmuster gemeinsam.
Ernährung-Mikrobiom-Studie
Studienfrage: Welche Ernährung führt zu einer ungünstigen Zusammensetzung der Darmbakterien?
Leitung: Studie Universität Pittsburg, USA
Ergebnisse:
Westliche Ernährung (viel Fleisch, Fett, Zucker) führt zu einer ungünstigen Zusammensetzung der Darmbakterien, was zu Fettleibigkeit führt und für die Folgeerkrankungen. (Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes) ,und ein erhöhtes Darmkrebsriksiko) mitverantwortlich ist!
Haben Menschen ein unterschiedliches Mikrobiom, reagieren sie auch unterschiedlich auf gleiche Lebensmittel, so kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Ernährungsforschung.
- Unterschiede bei Ernährungsweise – mit Fetten Kohlenhydraten, unterschiedliche Kalorien für gleiche Lebensmittel je nach Bakterienstämmen!
- Eine andere Ernährung (z.B. Umzug ins Heim) führt oft zu Erkrankungen!
- Ein gutes Mikrobiom wird durch ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte, Nüsse und Obst (Achtung: Letzeres enthält viel Zucker) gefördert. Es unterdrückt Entzündungen.
3. Einfluß der Fettart auf das Gewicht
Fette sind lebensnotwendig! Wir dürfen nicht vergessen, dass sie viele wichtige Funktionen im Körper haben
- Energie/Wärme
- Zellbausteine
- Organschutz
- Aufnahme von Vitaminen
- Hormonproduktion
Affen-Fett-Ernährungsstudie
Studienfrage: Wie wirken sich unterschiedliche Fette bei gleicher Kalorienzahl auf das Gewicht und die Fettverteilung aus?
Leitung: Wake-Forrest-Universität (North Carolina)
Studiendesign:
42 Affen (afrikanische grüne Meerkatzen) wurden in zwei Gruppen eingeteilt und sechs Jahre lang mit unterschiedlichen Diäten gefüttert.
Die Kalorien waren gleich, Fette unterschiedlich, Kohlenhydrate 48% der Kalorien, Proteine 17 % der Kalorien, Fette 35% der Kalorien, Kalorienzahl der Tiere war so berechnet, dass Gewicht der Tiere konstant bleiben sollte.
Gruppe 1: Fette aus pflanzlichen Ölen
Gruppe 2 : Fette aus stark verarbeiteten Sojabohnenöl (Transfette, die entstehen, wenn Öl gehärtet wird)
Studienergebnisse:
- erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (Vorkommen z.B. in stark verarbeiteten Back- und Süßwaren, frittierte Kartoffelprodukte, Fertiggerichte.),
- führte trotz gleicher Kalorien zu einer Gewichtszunahme,
- es bildete sich 3x mehr schädliches Bauchfett,
- Auftreten vonDiabetes -Vorstufen
FAZIT
Tatsächlich werden NICHT ALLE KALORIEN von allen Menschen GLEICH verarbeitet! Dies hängt mit den Genen zusammen und ist vom Mikrobiom, d.h. den Bakterienstämmen, die sich in unserem Körper befinden, abhängig,
Und auch WOHER die Kalorien kommen, beeinflusst ihre Weiterverarbeitung und ihre Wirkung auf das Körpergewicht! So ist die Art des Fettes , die wir zu uns nehmen, dafür verantwortlich, wie die Fettverteilung unseres Körpers ist.
Welche Folgen haben diese Erkenntnisse für uns?
UNSER AUGENMERK BEIM ABNEHMEN MUS WESENTLICH STÄRKER ALS BISHER AUF DIE DARMTÄTIGKEIT GELEGT WERDEN!
Wichtig ist, dass wir uns so ernähren, dass unser Mikrobiom aus genügend ,,guten“ Stämmen besteht! Die Ernährung ist uns eigentlich klar: Wenig Zucker und Süßzeugs, wenig einfache Kohlenhydrate (Croissants, Kuchen, Weißbrot, …) Dafür Obst, Gemüse und Vollkorn, ohne den Darm zu überlasten …
Einseitige Diäten, die ein für uns optimales Mikrobiom nicht unterstützen, sind nicht empfehlenswert!
Für genetische Unterschiede der Nahrungs-/Kalorienaufnahme können wir nichts und sie, was uns selbst betrifft auch aktuelle nicht beeinflussen. Durch das Wissen können wir uns aber Unterschiede in derGewichtsabnahme erklären und müssen uns keine falschen Vorwürfe machen, wenn es mit dem Abnehmen nicht 100% klappt!
Weitere aktuelle Ernährungs- Erkenntnisse die ich übrigens selbst erst heute erfahren habe, gebe Bälde an Euch weiter – Ihr dürft gespannt sein!
Aber ich spanne Euch nicht lange auf die Folter, den schon nächste Woche geht die Reihe rund um das Abnehmen in die nächste Rundung … ähm Runde, natürlich!
In diesem Sinne – lasst es Euch schmecken, Eure Nessy!
Literaturliste zum Weiterschmökern:
Neue Erkenntnisse zum Leaky Gut Syndrom
Mikrobiom – Metaanalyse in der renommierten Zeitschrift NATURE
Gut Bacteria: We Are What We Eat
http://www.voanews.com/learningenglish/home/Gut-Bacteria-We-Are-What-We-Eat-129523518.html
Linking Long-Term Dietary Patterns with Gut Microbial Enterotypes
http://www.sciencemag.org/content/early/2011/08/31/science.1208344.abstract